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Es gibt erstaunlich viele Eltern, die Deutschland verlassen möchte, weil sie die deutsche Schulpflicht unerträglich finden.
Und es gibt genauso viele wenn nicht noch mehr Eltern, die nach Deutschland einwandern, nur damit ihr Kind in den Genuß einer deutschen Schulausbildung kommt.
Wo liegt die Wahrheit?
ramona
24. Juni 2010 um 15:30 Uhr
Für jeden wie es passt. Ich glaube nicht, daß es da ein richtig oder falsch gibt. Sonder halt ein „passt (nicht) zu meinem Kind“ Ich finde die Auswahl in D gut. Eine Umwandlung der Schulpflicht in Bildungspflicht (mit der Erlaubnis zu Homeschooling) wäre doch wunderbar.
trampelpfade
25. Juni 2010 um 08:38 Uhr
Die Schulpflicht ist schon absolut in Ordnung, nur leider hapert es teilweise am Schulsystem.
Da liegt in meinen Augen der Hund begraben, warum viele Eltern gerne gehen möchten. Die Anderen, die extra dafür nach Deutschland kommen haben ein noch schlechteres System als wir.
Mella
Micha
25. Juni 2010 um 09:26 Uhr
Ich kann gut nachvollziehen, wenn Eltern sich einen individuellen Bildungsweg wie beim „homeschooling“ wünschen. Prüfungen könnten und sollten dann aber auch für diese Kinder stattfinden. Eigentlich wäre es sehr leicht umzusetzen, dies auch zu erlauben… schade, dass Deutschland in dem Punkt wenig fortschrittlich ist.
AnJu
25. Juni 2010 um 10:14 Uhr
Die Schulpflicht ist vor allem für die Kinder wichtig, die keine Eltern haben die sich kümmern und die Kinder in irgendeiner Form fördern. Also für die Kinder, die ihre Nachmittage vorm Fernseher verbringen. Ohne Schulpflicht würden sie da auch noch ihre Vormittage verbringen. Wegen solchen Fällen wir ja auch immer mal wieder eine Kindergartenpflicht diskutiert. Es gibt nämlich immer wieder Kinder, die in die Schule kommen und nicht malen, falten oder schneiden können, weil zuhause niemand so etwas mit ihnen macht.
Ein weiterer Punkt ist, dass durch die Schulpflicht auch die Lehrinhalte besser geregelt werden können. Gerade in Deutschland ist man ja etwas empfindlich, dass nicht irgendwelche verfassungsfeindlichen Ideologien gelehrt werden. Und wenn ich dran denke, was die Kreationisten den Kindern in ihren eigenen Schulen beibringen, wird mir angst und bange. Wenn es eine Möglichkeit gibt, den Missbrauch auszuschließen, dann spricht bestimmt auch nichts gegen Homeschooling.
Lia
25. Juni 2010 um 12:00 Uhr
Wir haben in Österreich eine Bildungspflicht und können diese auch zu Hause erfüllen. Verpflichtend ist der Lehrplan der jeweiligen Schulstufe und eine Prüfung am Ende des Jahres über den Stoff der entsprechenden Klasse. Besteht man diese Prüfung nicht (was tatsächlich extrem selten vorkommt) muss man das Jahr an einer Schule mit Öffentlichkeitsrecht wiederholen. Das finde ich eigentlich eine ganz faire Regelung, wobei ich mir in Bezug auf die Prüfung am Jahresende auch noch andere Möglichkeiten vorstellen könnte.
Kinder aus bildungsfernen Familien sind bei uns am seltensten als Homeschooler zu finden. Ganz im Gegenteil sind das genau die Kinder, die auch noch die ganzen Ferien im Kindergarten, Hort oder der schulischen Ferienbetreuung verbringen, während sich die Eltern endlich mal genüsslich Urlaub vom Alltag gönnen. Homeschooling muss man sich leisten können, denn staatlich unterstützt wird das finanziell nicht. Daher ist der Anreiz für diese Sorte Eltern einfach nicht vorhanden. Schulbücher und Arbeitsmaterial selbst kaufen müssen? Termine für Prüfungen etc. ausmachen? Um Himmels Willen, da ist es ja viel einfacher, die Kinder in die Schule zu geben, wo all das von anderen erledigt wird.
Der Gedanke, dass vernachlässigte Kinder dann noch mehr vernachlässigt sind, ist zwar schnell da, lässt sich aber aufgrund der Erfahrungen nicht halten. Vernachlässigte Kinder werden oft trotz Schule und Hort vernachlässigt und es fällt in diesen Einrichtungen wohl auch niemandem auf, dass diese Kinder zu Hause Probleme haben. Leider sind Schule, Hort und Kindergarten noch lange keine Garantie dafür, dass solche Fälle nicht mehr vorkommen.
Homeschooling wird hier in den meisten Fällen von Familien praktiziert, die ein wenig ungünstig wohnen, die aus Überzeugung die Kinder lieber zu Hause unterrichten oder aber deren Kinder einfach nicht in der Lage sind, mit dem Schulalltag zurecht zu kommen. Probleme mit Parallelgesellschaften oder sich abschottenden Sekten haben wir hier trotzdem nicht mehr als anderswo. Zumindest wären mir noch keine Parallelgesellschaften aufgefallen. Solche Menschen werden aber immer und überall und unter allen Umständen Möglichkeiten finden, sich und ihre Kinder so weit es geht von der Gesellschaft abzusondern. Durch die vorgeschriebenen Prüfungen kommen auch sie nicht um zumindest ein gewisses Mindestmaß an Allgemeinbildung herum. Oder – um die Kreationisten zu nennen: auch die müssen ihren Kindern zumindest von Darwin und seiner Theorie erzählen, sonst schaffen die Kinder irgendwann die Prüfung nicht und landen wieder im allgemeinen staatlichen Schulsystem.
ich bin für Vielfalt – auch bei der Wahl des Bildungssystems. Grad solange unsere Schulen immer mehr kaputt gespart und so viele geschlossen werden. Kein Erwachsener würde solche Arbeitsbedingungen akzeptieren wie Kinder sie teilweise in den Schulen vorfinden. Solange sich das nicht besser, ist mehr Vielfalt kein falscher Weg. Einfalt gibts in diesem Bereich schon genug.
Petra
25. Juni 2010 um 13:06 Uhr
@Lia: Danke für diesen ausführlichen Kommentar. Vielfalt! Das kann ich nur unterstreichen. Ich halte die vorgebliche Angst vor Parallelwelten für vorgeschoben, Gruppenbildung können wir aus ganz anders gearteter Motivation überall beobachten.
Ist es die Angst eines GouvernantenStaats, der nicht die Verformung von Kindern aus der Hand geben möchte, die Deutschland davon abhält die Schulpflicht gegen eine Bildungspflicht einzutauschen?
AnJu
25. Juni 2010 um 15:09 Uhr
Ich mein ja nur, dass es wichtig ist, dass das WAS irgendwo einen bestimmten vorgegeben Rahmen hat. Das WIE muss dann nicht zwangsläufig eine Schulpflicht sein.
So wie das in Österreich läuft, scheint es ja ganz vernünftig zu sein. Das System kannte ich bisher nicht.
rk-f
25. Juni 2010 um 15:33 Uhr
Ich glaube, dass die Schulpflicht tatsächlich das eigentliche Problem ist, denn es belässt die Verwaltung in der komfortablen Rolle, Reformen möglichst lange auszusitzen – oh, verzeihung: zu prüfen.
Schon die Idee, jungen Bürgern die Idee von Freiheit und Demokratie in Form einer Pflichtveranstaltung zu lehren, hat was … :-)
Es würde aber, umgekehrt, schon viel helfen, würde man den einzelnen Schulen mehr Autonomie zugestehen, denn dort gibt es durchaus den Willen, die Bereitschaft und die Fähigkeit, Reformen schneller und besser umzusetzen – Reformen, die es dringend braucht, um die Schulen wenigstens halbwegs auf das Niveau der heutigen, schnelllebigen, hochtechnisierten Zeit zu bringen.
Allein: ich sehe keinen Grund für Hoffnung, dass das in Deutschland je passieren wird … :-(
rk-f
1000Sunny
6. Juli 2010 um 13:00 Uhr
Hi,
ich glaube auch, dass die Schulpflicht das zentrale Problem ist. Ich (als Kultusministier) muss meine Schulen überhaupt nicht attraktiv für Kinder/Jugendliche und Eltern machen – ich kann sie einfach *zwingen*. So einfach ist das.
Dafür kann ich aber sehr viel Rücksicht auf die Wirtschaft nehmen – die muss ich schließlich locken und kann sie nicht zwingen.
Ich bin aber gespannt, wie lange die Menschen in Deutschland diese Bevormundung hinnehmen, ja sie sogar als „Errungenschaft“ feiern.
Man braucht schon ein paar Jahre staatlichen Lehrplans um so eine Erniedrigung der eigenen Mündigkeit zu befürworten.