Karriereberatung: 7 Berufe prägen eine Frau
Nach Elternabenden komme ich mir immer so alleine vor. Die meisten Eltern sind sich in ihren Forderungen nach noch mehr Schule, nach mehr Druck und über die absoluten und daher unanfechtbare Aussagekraft von Schulnoten einig.
Selbst viele Kinder sind schon infiziert und bevormunden Kinder, denen Noten nicht so wichtig sind.
„Wenn Du nicht immer so gute Noten hast, dann wirst Du später aber keinen guten Job kriegen?“ sagen Kinder in der 6.Klasse.
Wie oft müssen diese Kinder diesen Satz zu Hause gehört haben, damit sie ihn als ihre eigene Weisheit besserwissend weitergeben können?
Jeder Erwachsene, der bereits sein 10- oder 20-jähriges Klassentreffen hinter sich hat, weiß doch, dass die Schulnoten nur in den wenigsten Fälle mit den tatsächlichen Lebenswegen etwas zu tun haben.
Die Mitschüler mit den besten Noten sind häufig im Leben gescheitert, weil sie nur unter Vorgabe und Druck Leistung bringen konnten und weil sie keine Zeit hatten zu lernen, wie man sich durchsetzt. Außerdem hatten sie nie Zeit zu erkennen, was sie eigentlich wollen. Sobald Druck und engmaschige Überwachung wegfielen war das Leben für SuperSchüler plötzlich schwierig und unschaffbar.
Schlechte Schüler hingegen haben sch häufig im Leben durchgebissen, konnten mit tollen Freizeiterfahrungen punkten oder haben einfach durch ihr Selbstbewußtsein überzeugt.
Es ist ein Trugschluss nach meiner Erfahrung, dass schlechte Noten automatisch auf DUMMHEIT schliessen lassen. Hochgebildete Leute hatten schlechte Schulnoten in unserer Klasse.
Bei Bewerbungen schrecken mich 1-er-Zeugnisse immer ab. Ich interessiere mich mehr für den handschriftlichen Lebenslauf und die verbale Ausdrucksstärke.
Mich interessiert mehr, was einer im Kopf hat als welche Noten ihm die Schule erteilt!
trampelpfade
15. April 2010 um 12:07 Uhr
Es stimmt schon, was Du schreibst, doch würde ich noch mehr differenzieren.
Hauptschule ist momentan keine wirkliche Alternative – daher müssen in der Grundschule die Noten halbwegs stimmen.
Dann kommt auch noch hinzu, ist das Kind nur stinkefaul, verweigert die Mitarbeit oder kann es einfach nicht.
Bei beiden ersten sollte auf jeden FAll Druck aufgebaut werden, damit das Kind eben auch lernt sich etwas zu bemühen (meine 2 und auch ich haben zu den erstgenannten genannt. Ich hatte keinen Druck und immer Probleme mit Sprachen – hätte vielleicht doch mal lernen sollen)
Dann kommt noch hinzu: der Lehrer. Wir hatten leider das Pech eine Lehrkraft zu haben, die nur auf die Noten achtete sowie auch sowieso nur auf Optik – Schrift, Kleidung etc. Hier hätten gute Noten geholfren.
Und zu guter Letzt. Noten sind für mich ein Anzeichen, wie mein Kind in der Schule zurecht kommt. Ich habe immer gesagt:
ich mische mich nicht ein, wenn die Noten zwischen 1 und 3 liegen. Ab Note vier schauen wir woran es liegt – Faulheit nicht Können etc. Dann wird erst gehandelt, so wie es nötig ist.
Ja das Thema beschäftigt mich:-)
.-= trampelpfade´s last blog ..Heute gibt es Zeugnis =-.
Petra
15. April 2010 um 12:13 Uhr
@trampelpfade: Du hast völlig recht, ich hätte noch mehr differenziern müssen und auch können. Aber dann hätte ich ja keine Diskussion bekommen :-) Zitat: „ich mische mich nicht ein, wenn die Noten zwischen 1 und 3 liegen. Ab Note vier schauen wir woran es liegt – Faulheit nicht Können etc. Dann wird erst gehandelt, so wie es nötig ist.“ Das machen wir auch so!!
trampelpfade
15. April 2010 um 12:23 Uhr
:-)
hehe, Dein Timing finde ich ja Klasse – in einer Stunde sehe ich das nächste Zeugnis
.-= trampelpfade´s last blog ..Heute gibt es Zeugnis =-.
cvs
16. April 2010 um 08:31 Uhr
Waldorfschule
Keine Noten, Forderung und Förderung auf das Individuum bezogen, und ein Teil des Morgens wird die Klasse (ca. 30 Kids) halbiert und „verteilt“.
Allerdings muss man die „Ideologie“ einschließlich des erwarteten und eingeforderten Engagement der Eltern mögen oder zumindest damit sich arrangieren könne.
Die Verhältnisse im qausi deutschprachigen Ausland (BY) mit ihrem Leistungsdruck ab der ersten Sekunge haben uns dazu bewogen, unsere Älteste (1. Klasse) auf die Waldorfschule zu geben.
Aber eines muss einem dann klar sein: Als Eltern den Leistungsstand des Kindes einzuschätzen erfordert viel mehr Kommunikation mit dem Lehrer! Und auch das Vertrauen in das Lehrpersonal muss ein ganz anderes sein.
Petra
16. April 2010 um 09:18 Uhr
@cvs: Herzlich willkommen! Aber muss nicht auch bei der Notengebung das Vertrauen in das Lehrpesonal vorhanden sein? Und gar, wenn wir auch ncoh das Thema ‚Kopfnoten‘ mit ins Spiel bringen?
cvs
16. April 2010 um 10:50 Uhr
‚Kopfnoten‘ klingt für mich schon sehr negativ… Ist es das auch? Ich war selber in BW auf einem normalen Gymnasium, aber der Begriff ist mir nicht (mehr) geläufig.
Klar, auch bei der „Regelschule“ muss man in das Lehrpersonal Vertrauen haben. Aber nachdem was ich über Grundschulen in Bayern gehört habe, ist es ein Vertrauen in eine ganz andere Richtung. Eher im Sinne, „ich vertraue darauf, dass meinem Kind nichts Böses widerfährt.“
Vielleicht sehe ich das ein bischen arg schwarz, aber auch hier habe ich schon manches mal Frust über Lehrer rausgelesen (Beispiel: Referate halten; 10.03.2010)
trampelpfade
16. April 2010 um 11:15 Uhr
@cvs
Gerade dann verstehe ich den Weg in die Waldorfschule nicht.
Wir haben 2 Kinder durch die Grundschule gebracht, bzw. sind gerade dabei – in Bayern.
Beim Kleinen hatten wir viel Lehrerpech – doch es gibt hier immer wieder einen Lehrerwechsel und auch viele Fachlehrer – bereits in der Grundschule.
In der Waldorfschule in Bayern hat man die ersten 8 Jahre den gleichen Lehrer.
Was ist, wenn dieser nicht auf gleicher Wellenlänge mit dem Kind liegt ?
Denn das ist es, worauf es immer ankommt.
Manche brauchen eine gewisse Strenge – mit denen andere wieder gar nicht klarkommen etc.
Glaub mir, ich habe mich lange mit diesem Thema incl. Wechsel in die Waldorfschlule befasst…..
.-= trampelpfade´s last blog ..Heute gibt es Zeugnis =-.
Petra
16. April 2010 um 11:57 Uhr
@cvs: ich vertraue auch nicht auf die Einschätzung der Lehrer, sondern auf meine Eigene. Wir unterhalten uns oft zu Hause über den aktuellen lernstoff und da kann ich noch ganz gut einschätzen, ob das Kind den Kram über die französische Revolution beherrscht. Ich schätze das geht noch bis Klasse 10 ganz gut. Oft ist es haarsträubend, was hängen bleibt vom Unterricht, wobei ich zwar zu gerne die Schuld nur bei den Lehrern suchen würde, aber ….:-)
cvs
16. April 2010 um 12:32 Uhr
@trampelpfade:
ich hatte in der Grundschule von der 1. bis zur 4. eine Lehrerin. Mir hat es nicht geschadet. Die Lehrerin meines Bruders in der Grundschule war wohl wirklich nicht „der Bringer“. Man kann Glück haben, man kann Pech haben. Ist nunmal so.
Bei unserer Schule erfolgt der Lehrerwechsel nach der 6. Klasse, also pi * Daumen mit Beginn der Pubertät. Halte ich persönlich für sinnvoller, zumal in dieser Lebensphase ein Wechsel ganz gut tun kann.
Bei dem Wechsel alle zwei Jahre ist meine Sorge eher, dass gerade die kleinen Kinder mit dem (ständigen) Wechsel der Bezugsperson nicht so gut klarkommen.
Das Argument mit dem Lehrerpech ist in meinen Augen ein absolutes „Totschlagsargument“, wenn einem sonst nichts mehr einfällt. Wer garantiert mir denn, dass nach zwei schlechten Jahren zwei gute kommen? Und wer garantiert mir, dass der Wechsel nach zwei Jahren keine Verschlechterung mit sich bringt?
Wer mit der langen Zeit zwischen den Lehrerwechseln argumentiert, hat in meinen Augen das denkbar schlechteste Argument gewählt. Ich finde, solche Diskussionen müssen über das pädagogische Konzept geführt werden.
Und was viele vergessen – Waldorflehrer ist in den allermeisten Fällen viel eher neben Beruf auch Berufung, als bei den „normalen“ Lehrern. Zumindest habe ich diesen Eindruck gewonnen.
AnJu
18. April 2010 um 17:41 Uhr
Diese ständige Kontrolle über Noten finde ich ich auch furchtbar. Am Ende bremst das doch die Kreativität und nimmt den Spaß am Lernen. Man lernt nur noch für die Note und nicht, weil man was wissen möchte. In der Uni geht das ja jetzt mit den Bachelor-Studiengängen genauso weiter. Die Studenten wählen die Fächer danach, ob man einfach gute Noten bekommt und nicht nach Interesse, damit sie einen guten Abschluss und bessere Jobchancen haben. Wie Du schon schreibst, haben aber die Noten wenig mit den Jobchancen zu tun. Am meisten hängt es doch davon ab, wie man sich selbst präsentiert. Und dafür ist es wichtig zu wissen, dass man was kann. Und auch zu wissen, was man nicht kann, und das es nicht schlimm ist nicht alles zu können. Das wird zuwenig vermittelt in der Schule.
Petra
18. April 2010 um 20:25 Uhr
@Anju: Da bin ich ja so noch gar nicht drauf gekommen, das die Schule zu wenig vermittelt, dass man nicht alles können muss. Ja, das ist gut! Das paßt gut dazu, dass mich total nervt, dass die Kinder zum ‚erster sein wollen‘ bereits im Kindergarten getrimmt werden. Irgendwann haben sie dann gar keine Freude mehr am Spiel, weil ’sie nicht erster waren‘.
cvs
19. April 2010 um 07:46 Uhr
Dieses Wochenende habe ich eine Mutter getroffen, die die Waldorfschule gewechselt haben, aufgrund von Problemen mit dem Lehrer.
Ich gebe zu, dass meine in vorherigen Posts vertretene Einstellung, dass dieses Problem schon nicht so schlimm ist, etwas blauäugig war.
Allerdings glaube ich nicht, dass es auf einer „Regelschule“ ein derartiger Konflikt einfacher zu lösen ist.
trampelpfade
19. April 2010 um 08:05 Uhr
@cvs Schön, dass Du es verstehst :-) In der Regelschule hat sich das Problem in Bayern oft nach 2 Jahren von selbst gelöst, in Hessen hast Du den Lehrer 4 Jahre, was ich auch nicht gut finde. Unsere Rektorin übrigens auch nicht, die ursprünglich aus Hessen kommt.
Wechsel der Bezugsperson ist übrigens ein interessantes Thema bei Lehrermangel:
Wir hatten nun in der 3. Klasse leider 6 Lehrkräft, da alle nur Teilzeit gearbeitet haben oder noch in der Ausbildung waren. Da war Deutsch mit 2 Lehrern besetzt, Mathe mit 2 Lehrern und HSU mit einer Lehrkraft. Aber nie gleichzeitig. Dann noch Sport, Handarbeit, Religion etc.
Das können die Kinder schlecht ab. Wenn jedes Fach einen Lehrer gehabt hätte wäre es besser gewesen, denn so war das Kuddelmuddel vorprogrammiert.
Ist aber weder Schulspezifisch noch Regelschulspezifisch. Denn bei meinem Großen war es nicht der Fall und die Paralellklasse hatte auch nicht das Problem
.-= trampelpfade´s last blog ..Stillstand =-.
Andrea
19. April 2010 um 12:06 Uhr
Ehrlich gesagt: Ich habe es nie verstanden „wieso es so wichtig ist, in der Grundschule über Jahre den gleichen Bezugsperson zu haben“.
In Kanada, wo ich aufgewachsen bin, ist es gang und gebe, jährlich in eine neue Klasse zu wechseln. In meiner damalige Grundschule gab es nur eine Klasse pro Jahrgang, aber pro Jahrgang einen Lehrer (der immer diesen Jahrgang unterrichtete).
So ist der Klassenverband erhalten (und demnach auch der Bezug zu den Kammeraden), aber der Lehrer/die Lehrerin eben nicht.
Zu meiner Zeit waren die engsten und größten sozialen Kontakte noch in der Familie zu finden…
ramona
20. April 2010 um 08:30 Uhr
Ich stimme dir zu. Ich finde schön, wie es an manchen freien Schulen geregelt ist: die Kinder dürfen sich selbst aussuchen, ob sie Noten haben wollen oder eine andere Art der Wertschätzung. Meine Tochter bekommt als „Zeugnis“ einen persönlichen Brief ihres Lernbegleiters und einen allgemeinen Teil mit einer Zusammenfassung der schulischen Aktivitäten im Schuljahr (Ausflüge, grobe Themen, die alle betreffen, Theateraufführungen, Projekte etc.) Diese Lösung finde ich ganz schön.
.-= ramona´s last blog ..Sonne satt =-.