Kinder haben nicht nur mein Leben, mein Freizeitverhalten, mein Urlaubsverhalten und mein Schlafverhalten total geändert, sondern auch mich als Unternehmerin. Ich besuche keine Fortbildung mehr,

Contes
Creative Commons License photo credit: dierk schaefer

wo ich verkrampfte Partnerspiele vor laufender Videokamera abspulen muss, sondern sauge stattdessen das Sozialverhalten der Kinder auf.

1. Pluspunkt: Kinder sind ehrlich. Nicht, dass ich bisher unehrlich war,

India - Kids - 091
Creative Commons License photo credit: mckaysavage

aber viele Wahrheiten werden im Berufsleben, im Miteinander, beim Bloggen nicht ausgesprochen. Obwohl es zielführender wäre, die Wahrheit mit dem nötigen Maß an Höflichkeit und Zuvorkommenheit zu formulieren. Stattdessen wird viel Zeit damit vertan, um den heißen Brei herum zu reden. Oder noch schlimmer: weil man die Wahrheit nicht sehen will, werden Probleme nicht beim Namen genannt, und damit dann auch nicht gelöst. Die Arbeiten der Putzfrau werden nicht alleine dadurch aufgewertet, dass sie nun Reinigungsfachkraft heißt. Ich bemühe mich also darum, genau wie die Kinder, Probleme kurz und kanpp auf den Punkt zu bringen, spare damit Zeit, die ich mit allen Beteiligten dazu nutze, um die Probleme zu lösen, statt sie zu umschrieben.

2. Pluspunkt: Kinder sind kompromissbereit. Nirgendwo sonst habe ich so schnell gelernt,


Creative Commons License photo credit: Cyril Plapied

wie man faire Kompromisse findet. Als Moderator brauche ich das jeden Tag und das Vorgehen ist bei Entscheidungsträgern genau so wie bei Kindern. In beiden Gruppen geht es darum, ein begrenztes Budget zu verteilen. Es ist egal, ob das Budget aus Geld oder Gummibärchen besteht. In beiden Gruppen sitzen Menschen, die sich für die wichtigsten halten, die den anderen alles mißgönnen, die haarsträubende Argumente für ihre Sonderbehandlung anführen. Hier gilt es ruhig zu bleiben und argumentativ pari bieten zu können. Es gibt keine bessere Fortbildung als das täglich Gezerre mit Kindern: ‚Bitte, lassen Sie doch erstmal Herrn X ausreden; wie können Sie denn begründen, dass Sie alle roten HARIBO haben wollen; bitte zählen Sie doch mal die HARIBO von Herrn Y: fällt Ihnen auf, dass Sie viel mehr haben?; Selbst wenn Sie die HARIBO durchscheiden hat Herr Y zwar genausoviele wie Sie, aber die HARIBO sind doch dann viel kleiner: finden Sie das richtig?   UND SO WEITER….:-)

3. Pluspunkt: Kinder sind spontan. Einfach mal mit einer lustigen Bemerkung in eine ernste Gesprächsrunde reinplatzen,

Crayons
Creative Commons License photo credit: John-Morgan

damit das Diskussionsniveau wieder steigt, dass kann man sich nur bei Kindern abgucken. Ich hatte eine sehr schwierige Kernprojektsitzung, die Stimmung war gedrückt und ernst und voller Vorwürfe. Der Geschäftsführer wollte hart zu Sache gehen, meinte aber: „wir werden uns ja hoffentlich nicht mit Brettern die Köpfe einschlagen“. Weil ich am Wochenende sehr unter diesem Video gelitten hatte platze ich so raus: “ 7 Zwerge? Mußten Sie den Film auch mit Ihren Kindern gucken?“ Mein Gegenüber war so froh, dass er mal über diesen Film ablästern konnte, erzählte dann kurz von seinen Kindern, es wurde gelacht und die Sitzung ging in der Sache hart weiter, aber die Stimmung war freundlich. DANKE OTTO, DANKE Kinder!

4. Pluspunkt: Kinder denken kreativ. Es gibt für Kinder keine Probleme, sondern nur Lösungen.

Reaching For Each Other
Creative Commons License photo credit: respres

Aus Brötchen und Möhren werden Monster, aus Klopapierrollen Mondhotels, aus HARIBO-Gummibärchen eine Ritterschlacht. Diese ‚um-die-Ecke-denken‘ heißt hochtrabend ganzheitlicher Ansatz und ist in meinem Projektgeschäft natürlich nicht mehr weg zudenken, aber man muss es nicht nur propagieren, man muss es auch können. Ich höre ein Problem unter der Maßgabe ‚geht nicht gibts nicht‘. Ich habe gelernt, dass es fast immer Lösungen gibt und das es sich lohnt, ganz kuriose Denkansätze zu verfolgen, weil sie erfolgreich sein könnten. Lösungen verwerfen ist besser, als sie gar nicht erst gedacht zu haben. In teuren Managerschulungen wird man gezwungen, sich einmal auf den Tisch zu stellen, damit man die Probleme mal aus einer anderen Perspektive sieht: gut Idee, für mich sind diese Tische die Kinder!

Die Kinder sind für die Unternehmerin ein klarer Gewinn, ich hoffe nur, dass die Kinder aus diesem Artikel nicht irgendwelche Taschengeldforderungen nun ableiten…:-)