Rückblickend orientiere ich mich im Schnitt alle drei Jahre neu. Entweder habe ich den Arbeitgeber gewechselt, oder mich selbständig gemacht, oder neue Beratunggsschwerpunkte gebildet oder Kinder bekommen.

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Immer wenn ich freiwillig den Arbeitgeber gewechselt habe, habe viel nachgedacht und abgewogen. Auf der Suche nach was Neuem, wollte ich immer ganz genau wissen, was zu mir paßt. Das geht nur mit einer ehrlichen Selbstanalyse, der Einschätzung von Freunden und einer Reflektion der bisherigen Jobs.
Oft wird der Zeit- und Denkaufwand für dieses ‚Nachdenken‘ unterschätzt und man denkt nur halbherzig nach. Das rächt sich schnell mit neuer Unzufriedenheit am neuen Arbeitsplatz. Dafür hat ja man ja schließlich nicht gewechselt. Ziel des Nachdenkens ist mein ‚Profil‘ (Job-Profi-Training nennt es die Agentur für Arbeit) zu definieren, mit dem ich überzeugend in die Bewerbung oder die Beratung durch die Agentur für Arbeit gehen.

Hier ein kleiner Leitfaden, mit dem ich mein Profil entwickelt habe. Mit jeder gelesenen Frage werden Euch noch mehr eigene Fragen einfallen.

1. Wieviele Stunden in der Woche kann ich arbeiten?
Wieviele Stunden in der Wochen kann ich arbeiten gehen mit dem Wissen, dass meine Kinder gut aufgehoben sind, ich ohne zeitlichen Druck auch einen Stau bei der Heimfahrt stressfrei ertragen können, ich mit meinem Partner die Kinderabholung organisert haben? Sind auch Wochenend- oder Nachtarbeit eine Option?

2. Wieviele Stunden am Tag kann ich arbeiten?
Wieviele Stunden am Tag kann ich arbeiten, damit morgens und abends meine familiäre Logistik gesichert bleibt? Um wieviel Uhr kann ich frühestens anfangen zu arbeiten? Ganz wichtig dabei: Wann öffnen Schule und Kindergarten. Muss meine neue Stelle Gleitzeit anbieten oder kann ich eine feste Arbeitszeit zusagen?

3. Bin ich jeden Tag gleichverteilt viele Stunden verfügbar oder mit Schwerpunkten?
Ist meine Antwort bei Punkt 2 variable pro Wochentag? Kann ich dienstags bis um 5, aber dafür donnerstags nur bis um 2 arbeiten? Am besten, man listet wochentaggenau die eigene Verfügbarkeit auf.

4. Welche Ausbildung habe ich?
Welche abgeschlossenen Ausbildungen habe ich? Habe ich Bewertungen oder Arbeitszeugnisse von vorausgegangenen Anstellungen? Wie werde ich beurteilt? Ich versuche aus dem Arbeitszeugnis heraus zu lesen, wo der alte Arbeitgeber meine Schwerpunkte gesehen hat.

5. Muß ich zwingend in meinem gelernten Beruf wieder arbeiten?
Muß ich meinen erlernten Beruf wieder ausüben und kann ich mir auch gar nicht vorstellen, etwas anderes zu machen?

6. Wenn nein, muß ich zwingend in dem groben Umfeld meines erlernten Berufs arbeiten?
Mein Beruf gehört einer Sparte an, die jedoch meist vielfältige Variationen von Berufen beherbergt. Muss mein neuer Beruf zwingend zu diesem Umfeld gehören?
Wenn ich also z.B. Krankenschwester bin, könnte ich auch in Arztpraxen oder als Verwaltungskraft im Krankenhaus arbeiten?

7. Wenn nein, welche Qualifikationen besitze ich für andere Aufgaben?
Habe ich noch zusätzliche Qualifikationen außer den unter Punkt 4 erfragten Zeugnissen? Habe ich Fremdsprachenkenntnisse, kann ich gut organisieren, kann ich gut auf Menschen zugehen?
Bei der Auflistung der Qualifikationen dürfen die Qualifikationen aus der Tätigkeit als Hausfrau, Mutter, Erzieherin, Köchin etc. nicht fehlen. Diese Erfahrungen sind nicht unerheblich, auch wenn es keine Diplome dafür gibt und können ein treffendes Bild von mir abgeben.

9. In welchem Radius um meine Wohnung muss die Arbeitsstelle liegen?
Habe ich ein Auto? Wieweit darf die Arbeitsstelle von meiner Wohnung entfernt liegen? Es ist sinnvoll, wenn die Wege zum Kindergarten/Schule/Sportverein/Musikschule möglichst ohne zeitaufwendige Umwege erledigt werden können.

10. Unterstützt mein Partner meine Wunsch, wieder arbeiten zu gehen?
Das ist eine heikle Frage für alle, die in einer Beziehung leben. Für Alleinerziehende gilt diese Frage jedoch ebenso, dort ist die Unterstützung von all denen unabdingbar, die die Kinderbetreuung übernehmen. Wird mein Wunsch nach Berufstätigkeit oder der Berufswechsel z.B. aus finanziellen Gründen nicht voll mitgetragen, wird mir auf kurz oder lang die nötige Unterstützung fehlen, nicht nur logistisch sondern auch mental. Wenn ich die Wahl haben, werde ich diese Diskussion immer VOR der Bewerbung führen.

Mit diesem Bündel von Antworten kann ich nun die Stellenanzeigen nochmal in ganz neuem Licht lesen!