Am Montag habe ich gefragt, was Ihr auf die Frage:

Zahnrad. / Gear.
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„Und was machen Sie so den ganzen Tag?“

antwortet und warum MÄNNER diese Frage nie gestellt bekommen, sondern statt dessen antworten auf: „Und was machen Sie beruflich?“

Obwohl es soviele berufstätige Frauen gibt, erlebe ich immer wieder, dass im Privatleben, auf Hochzeitsfeiern, bei förmlichen Geburtstagseinladungen, ein als Ehepaar auftretendes Mann-Frau-Gespann nach dem herkömmlichen Rollenschema befragt wird.
ER arbeitet und ernährt die Familie und wird deshalb folgerichtig nach seiner Arbeit gefragt.
Durch nichts anderes scheint er sich in den Augen der anderen zu identifizieren. Die erste Frage an einen Mann lautet also nie: „Und welche Hobbies hast Du?“ oder „Und was liest Du so jeden Abend den Kindern vor?“
Ich als Frau neben diesem MANN, werde entweder gar nichts gefragt, weil es ja selbsterklärend ist bei vier Kinder: was soll ich da schon großartig anderes tun als Popos abzuwischen und die Spülmaschine einzuräumen.
Oder ich werde gefragt, was ich eigentlich den ganzen Tag so mache.

Um noch mal auf die Bewerbung nach der Elternzeit zurückzukommen: auch in Bewerbungsgesprächen hört man häufig diese Frage: „Und was haben Sie in den zwei langen Jahren eigentlich so gemacht?“ Immer mit der unterschwelligen Unterstellung, dass man pralinenfressend sich den ganzen Tag die Nägel lackiert hat.

Und hier empfehle ich, egal wie die Tätigkeiten zeitlich gewichtet sind und welche Priorität sie haben, immer den ‚eigentlichen‘ bezahlten Beruf AN ERSTER STELLE zu nennen.

„Ich bin Krankenschwester!“
„Ich bin Steuerberater!“
„Ich bin Sekretärin!“

Frauen, die mit ihrem Beruf sehr verbunden sind oder viel für ihre Position gekämpft haben oder sehr stolz sind, dass sie sich hochgearbeitet haben, nennen viel häufiger ihren Beruf an erster Stelle als Frauen, die ihren Job ’nur‘ zum Geldverdienen ausüben, ohne Herzschmerz und ohne Ambition.

Leider ist es so, dass Hausfrau und Mutter sein als Antwort für einen tagesfüllende Beschäftigung nicht mehr anerkannt wird.
Mit dieser Antwort an erster Stelle
verliert man den Gesprächspartner,
verliert man jede Attraktivität und
verliert die Chance auch über seinen zusätzlich ausgeübten bezahlten Beruf zu sprechen.

Nennt man jedoch den bezahlten Beruf zuerst und ergänzt dann geschickt die Anzahl der Kinder (der ehrenamtlichen Tätigkeit, die Pflegebedürftigkeit der Eltern) behält man die Aufmerksamkeit des Zuhörers und kommt ins Gespräch statt in die Schürzen-Schublade.

Allerdings VORSICHT: gerne mündet das Gespräch dann in der Frage:
„Wie schaffen Sie das bloß alles?“
Auch diese Frage will geschickt beantwortet werden und die Intention des Fragers muss rechtzeitig erkannt werden.
Denn hinter dieser Frage steckt in den seltesten Fälle Hochachtung, Bewunderung oder tatsächliches Interesse.
Doch dazu nächste Woche mehr!