Karriereberatung: 7 Berufe prägen eine Frau
Männer können keine Elternzeit nehmen, wegen Karriereknick. Männer können nicht Teilzeit arbeiten wegen Karriereknick.
Somit können sie natürlich, ganz klar und unwidersprochen, ihre Frauen auch nicht bei der Kinderlogistik unterstützen. Die Frauen sind somit auf die unzureichenden Kinderbetreuungsmöglichkeiten angewiesen und können sich beruflich nicht entwickeln und haben auch Karriereknick.
Und ich kann all das nicht glauben.
Jedes Jahr machen tausende von Jungen ihren Abschluss und stehen in den Startlöchern, um Karriere zu machen?
Hallo Herr Obermann, ziehen Sie sich warm an, die Konkurrenz schläft nicht…oder wie darf ich mir das vorstellen?
Es wird stillschweigend angenommen, dass jeder Mann in jedem Beruf Karriere macht, die durch Kindererziehung geknickt würde.
Ich hoffe, ich trete niemandem zu nahe, aber
knickt die Karriere eines Straßenbahnfahrers wirklich, wenn er mal zwei Jahre Auszeit nähme?
Oder die Karriere eines Intensivpflegers,
eines Assistenzarztes,
eines Müllmannes,
eines Bauarbeiters oder
eines angestellten Bäckermeisters?
Belasten zwei Jahre Elternzeit wirklich die Karriere
einer Verkäuferin bei Kaufhof,
einer Kassiererin bei Rewe oder
einer angestellten Friseuse?
Wir sprechen über Frauen in Führungspositionen und dem Karriereknick von Managern, aber erreichen damit doch nur einen Bruchteil der Gesellschaft. Unsere Gesellschaft besteht doch noch aus ganz anderen Berufsgruppen mit ihren ureigensten Probleme.
Wer spricht über sie?
AnJu
22. Februar 2011 um 10:32 Uhr
Aber sind es denn die Rewe-Verkäuferinnen und die Straßenbahnfahrer, die sich beklagen? Ich denke nicht. Beklagen tun sich die, die die Probleme haben. Ich vermute, dass in einer Straßenbahnfahrer-Verkäuferinnen-Ehe, einfach einer erstmal zuhause bleibt. Vermutlich die Frau, weil das eben schon immer so war. Wahrscheinlich gibt es auch in einer Manager-Verkäuferinnen-Ehe keine Diskussionen darüber, wer die Elternzeit nimmt. Schwierig wird es eben, wenn beide Partner eine vergleichbar gute Ausbildung haben. Da geht es dann nicht nur drum, wer das Geld nach Hause bringt, sondern auch vor allem darauf, wer auf seinen Job erstmal verzichtet. Vielleicht auch gar nicht wegen eines Karriereknicks, sondern vor allem auch deshalb, weil man Freude am Job hat. Schwierig wird es also immer dann, wenn es nicht nur darum geht, dass man auf Geld verzichten muss, sondern auf die Arbeit.
Und wenn es doch auch ums Geld geht: Zwei Menschen, die nach dem Studium gerade mal ein paar Jahre arbeiten und noch diverse Studienkredite und Bafögschulden abbezahlen müssen, haben finanziell erstmal ganz schön aufzuholen. Wenn dann ein Auto oder Wohneigentum angeschafft werden soll, kann man manchmal nicht auf das zweite Gehalt verzichten. Diejenigen aus meiner Grundschulklasse, die nicht studiert haben, wohnen jetzt schon in eigenen Häusern, verdienen unwesentlich weniger als ich (nur das eben schon 10 Jahre länger) und müssen keine Studienkredite abbezahlen.
Vielleicht hast Du Recht und die Probleme mit dem Karriereknick sind die Probleme einer Minderheit. Aber soll man sie deshalb ignorieren?