Karriereberatung: 7 Berufe prägen eine Frau
Das Rollenspiel von vorgestern lautet:
photo credit: manuel | MC
7 Personen sitzen in einem Meeting.
Der Chef, drei Männer und 3 Frauen.
Das Handy der Frau klingelt, es ist der Kindergarten: „Das Kind hat sich verletzt!“.
Das Handy des Mannes klingelt, es ist der Kindergarten: „Das Kind ist verletzt!“
Wie reagiert die Frau?
Wie reagiert der Mann?
Wie reagieren die Kollegen?
Die geschilderte Situation ist spannend, weil sie in sich bereits einen Fehler hat.
Ich habe es gerade nochnmal an unseren Telefonlisten aus dem Kindergarten und der Schule überprüft:
zu 80% stehen hinter den Kindernamen die Handynummern der MÜTTER.
Schon bei der Anmeldung im Kindergarten und bei der Aktualisierung der Listen auf dem Elternabend tragen die Frauen (die ja in der Überzahl auf solchen Abenden anzutreffen sind) ihre Telefonnummern ein.
Der Vater wird also gar nicht gefordert in dieser Situation und kommt somit auch nicht in Erklärungsnöte, warum er das Meeting nun Hals über Kopf verlassen muss.
Es entsteht so das falsche Bild der unzuverlässigen, unbelastbaren weilblichen Arbeitnehmerin oder Selbständigen, die sich dauernd um die Kinder kümmern muss.
Meine Empfehlung: auch wenn sich Frauen dabei schlecht fühlen, es macht Sinn, an manchen Stellen die Handynummer des Vaters anzugeben.
Es ist also sehr wahrscheinlich, dass das Telefon des Mannes gar nicht klingt, das der Frau aber sehr wohl.
Die Frau ist sofort in Alarmbereitschaft versetzt, alleine dadurch, dass sie die Kindergartentelefonnummer im Display liest.
Sie verläßt das Meeting mit einer Entschuldigung (denn eigentlich sind Handys ja im Meeting auszuschalten) und versucht am Telefon eine Lösung zu schaffen.
Ist das Kind nur leicht verletzt, wird die Frau eine Freundin! (nur selten den Vater) anrufen und sie bitten, dass Kind abzuholen.
Ist das Kind schwer verletzt, wird die Frau das Meeting verlassen und das Kind abholen. In den meisten Fällen wird sie sich NICHT mit dem Vater abstimmen, ob er das vielleicht übernehmen könnte.
Die Frau und Mutter denkt gar nicht über das Delegieren nach, denn da ruft ihr Kind um Hilfe und dann muss sie sofort hin!
Das ist bis hier hin ja auch alles nachvollziehbar und auf grund weiblicher Eigenschaften erklärbar.
An was man aber arbeiten und üben kann, ist die Art und Weise wie man das Meeting verläßt.
Ich halte es nicht für akzeptabel, wenn Frauen, die sich hochengagiert zu 120% in ihre Arbeit einbringen und parallel dazu auch noch zu 120% ihre Kinder managen, sich devot entschuldigen, weil sie sich um ihr verletztes Kind kümmern.
Ich erlebe es immer wieder, dass Frauen sich entschuldigen mit „es ist mir furchtbar peinlich, aber…“ oder „es tut mir leid, aber…“ oder „Ich muss nur schnell mein Kind ins Krankenhaus fahren, bin aber gleich zurück….“
Natürlich hat den Vormittag eigentlich der Kunde oder der Arbeitgeber „gekauft“ und damit hat er auch einen Anspruch auf die Projektleistung.
Aber Notfälle passieren eben im Leben und damit sollte man auch selbstbewußt und unkompliziert umgehen.
Wenn ein Mann aufgrund seines Kindes das Meeting verlassen muss, dann ist das meist gar kein Problem. Er ist ein bißchen der Held, berichtet über die Verletzung, alle halten die dazugehörige Mutter für nicht belastbar, da statt ihrer der Vater sich um das verletzte Kind kümmern muss und das Meeting wird wie selbstverständlich vertagt. Kein Problem.
Wenn eine Frau aufgrund ihres Kindes das Meeting verlassen muss, dann fällt das meist unangenehm auf (auch weil die Frauen am häufigsten die Protokollführer sind). Die Frau wird nicht als Held wahrgenommen, sondern als eine Mutter, die ihr Kind nicht im Griff hat. Wenn sie gar über die Verletzungden berichtet, dann kommt der typische „dann bleib doch besser zu Hause“ Blick der männlichen Teilnehmer und der „Rabenmutter“-Blick der erfolgreichen kinderlosen Frauen.
Meine Empfehlung:
erstens: Frauen müssen ihren KümmererDrang unterdrücken. Väter können auch kranke Kinder betreuen. Viele Frauen leiden darunter, dass sie sich als Kümmerer fühlen und in pflege- und sozialen Dingen nicht an den Vater delegieren.
zweitens: Frauen müssen sich nicht dauernd entschuldigen. Das Kind ist verletzt, niemand sonst kann helfen, das Kind braucht nun die Mutter!
Die Protokollführung wird an den Kollegen weitergereicht und für den Nachmittag eine kurze Telefonkonferenz vereinbart zur Aufbereitung der Ergebnisse. Damit hat man gezeigt, dass man alles im Griff hat, dass keine Arbeit liegen bleibt und dem Kind wird geholfen.
(es sei denn, man ist Operateur oder Krankenschwester oder Lokomotivführer auf dem Weg nach Hamburg oder Ölplattformarbeiter oder der einzige Koch einer Kantine oder oder oder, dann gelten andere Regeln)
Wer hat was gesagt?