Karriereberatung: 7 Berufe prägen eine Frau
Wollen wir wirklich, dass uns niemand mehr die Tür aufhält?
Wollen wir wirklich, dass in einem Meeting niemand mehr fragt, ob uns auch nicht zu kalt ist?
Wollen wir wirklich, dass uns niemand mehr in den Mantel hilft?
Wollen wir wirklich, dass uns niemand mehr den schweren Wäschekorb hochträgt?
Wollen wir wirklich unsere Fahrräder selber reparieren?
Oder sehnen wir uns nicht doch in unserem Chefsessel insgeheim nach Geborgenheit und Familiennest?
Sylvia
26. November 2010 um 11:12 Uhr
Ja, ich will das.
Wenn ich etwas nicht kann (zum Beispiel Fahrräder reparieren), dann bitte ich um Hilfe. Man muss mir nicht in vorauseilender Höflichkeit den Wäschekorb schleppen, entweder mache ich das selbst, weil es mir nichts ausmacht, oder ich schicke meinen Mann.
Ganz einfach eigentlich.
Schussel
26. November 2010 um 11:17 Uhr
Äh? Ja, will ich.
Wenn ich etwas nicht kann, bitte ich jemanden um Hilfe, kein Problem. Egal, ob Männlein oder Weiblein. Egal, ob ich es eben einfach nicht kann oder zu schwach dafür bin – kommt vor. Den Rest kann ich gut und gerne alleine und brauche niemanden, der mir das schon abnimmt. Und Türen hält bei mir der auf, der zuerst an der Tür ist – wieder egal ob Mann oder Frau. Ich halte auch Männern die Tür auf. Wenn mir kalt ist, mache ich die Heizung an oder frage danach, aber meist ist mir gar nicht kalt.
AnJu
26. November 2010 um 11:35 Uhr
Das mit in den Mantel helfen fand ich schon immer blöd. Ich kann mich nämlich schon eine ganze Weile alleine anziehen. Und den Rest sehe ich genauso wie die anderen beiden.
Petra
26. November 2010 um 11:36 Uhr
@Sylvia: „Oder ich schicke meinen Mann“ sehr schöne Formulierung, die nicht nach Gleichberechtigung, sondern nach weiblicher Dominaz klingt :-) *duck und renn weg*
AnJu
26. November 2010 um 11:39 Uhr
Nein das geht so: „Holst Duuu die Wäsche, oder soll ich…..?“
Petra
26. November 2010 um 11:42 Uhr
Eure Kommentare zeigen sehr gut, dass das ganze Gleichberechtigungsgetue nur noch künstlich aufrecht erhalten wird. Ich glaube Frauen sind schon viel weiter und ganz selbstverständlich gleichberechtigt als es die Medien und EmmaJournalistinnen wahr haben wollen. (Obwohl ich es mag, wenn man mir im engen Flugzeug in den Mantel hilft, obwohl ich es auch alleine könnte. Aber ich würde einem Mann nicht in den Mantel helfen aus Höflichkeit, sondern nur, wenn er echte Hilfe bräuchte….Muss ich mir jetzt Gedanken machen?)
Petra
26. November 2010 um 11:43 Uhr
@Anju: Oh, das indirekte FrauenNörgelSpiel….:-(
Schussel
26. November 2010 um 11:46 Uhr
Nein, das finde ich auch nicht, dass das nur noch „Gleichberechtigungsgetue“ ist. Ich fühle mich emanzipiert oder wie auch immer man das nennen darf, und ich habe mir einen Mann gewählt, der dazu passt und das ähnlich sieht. Aber im Berufsleben oder sonstwo, wo ich mir meine Kontakte nicht aussuchen kann, da erlebe ich noch recht haarsträubende Sachen. Und nichts selbstverständliches.
Petra
26. November 2010 um 12:02 Uhr
@Schussel: ich erlebe viele Frauen, denen auch eine Frauenquote nicht hilft, weil sie sich entweder zu passiv verhalten, falsch verhalten oder gar nicht so emanzipiert sein wollen, wie sie gerne tun. Das „Gleichberechtigungsgetue“ in den medien hilft diesen Frauen sich hinter „der Mann-mein Feind im Büro“ zu verstecken. Das hilft nicht weiter. Hast Du an Deiner eigenen Person schon haarsträubende Sachen erlebt? Ich überlege schon die ganze Zeit beim Schreiben, aber mir fällt kein Beispiel ein, wo einer als selbstverständlcih gleichberechtigt auftretenden Frau in der MÄnnerberufswelt etwas haarsträubendes passiet wäre. Diese Frauen werden eher von ‚untergeordneten‘ Frauen hintenrum bezickt. Aber diese Frauenkriege sind nochmal ein ganz eigenes Thema.
AnJu
26. November 2010 um 12:05 Uhr
@Petra: Wenn dann zurück kommt „Hängst Duuu die dann auf, oder soll ich…?“ dann ist es doch ok mit dem Nörgeln, oder nicht? Am Ende sind dann beide glücklich, ich, weil ich nicht runterlaufen musste und er, weil er nicht aufhängen musste.
Ich denke die Probleme bei der Gleichberechtigung liegen doch woanders als beim Türaufhalten. Ist auch nicht schlimm, dass Du Dir gerne in den Mantel helfen lässt. Ich finde es manchmal auch ganz angenehm, wenn meine männlichen Hiwis die schweren Sachen tragen. Andererseits nehme ich auch aber die schweren Sachen, wenn nur unser körperlich nicht mehr ganz so fitter Techniker dabei ist.
Petra
26. November 2010 um 12:39 Uhr
@Anju: ich habe mittlerweile soviel kontroverses gelesen: ich weiß gar nicht mehr, wo eigentlich die Probleme bei der Gleichberechtigung liegen. Frauen haben die freie Schulwahl, Frauen haben die freie Berufswahl, Frauen verdienen soviel wie Männer, Frauen bevorzugen freiwillig einkommensschwächere Branchen, Frauen bekommen freiwillig Kinder, Frauen bewerben sich freiwillig auf Führungsposten oder eben nicht, emanzipierter geht doch gar nicht mehr. Wo ist eigentlich das echte Problem?
Frische Brise
26. November 2010 um 12:42 Uhr
Klar bin ich emanzipiert!
Aber ich bin gerne Frau und freue mich einfach, wenn es noch ein bißchen „Etikette“ gibt. Warum denn nicht? Muß immer alles zerredet und als altmodisch abgestempelt werden. Ich finde es einfach eine schöne Geste, wenn mir jemand in den Mantel hilft oder mir sonstwie behilflich ist. Klar könnte ich das alles auch alleine, aber gehört es nicht einfach zum menschlichen Miteinander, daß man sich gegenseitig achtet und hilft.
Da erinnere ich mich an eine überemanzipierte Freundin, die Probleme mit ihrem Computer hatte. Mein Vorschlag, einen Bekannten um Hilfe zu bitten wurde entrüstet abgelehnt mit den Worten: „Da frage ich doch keinen MANN!“
Ihr Computer funktionierte monatelang nicht…
Petra
26. November 2010 um 12:55 Uhr
@Frau Frische Brise: ich finde es auch so schade, dass immer mehr Frauen vergessen Frau zu sein und sich in die Überemanzipation flüchten. Und dann den Mann im Beruf als Feindbild aufbauen. warum bloß?
AnJu
26. November 2010 um 13:15 Uhr
@Petra: ich glaube die Probleme liegen zumindest teilweise in den klassischen Rollenbildern, die wir immer noch als normal empfinden. Seit ich in umgekehrter Rollenverteilung lebe, wird mir immer wieder bewusst, wie ungewöhnlich das ist.
Für das mit den einkommensschwächeren Branchen habe ich eine Theorie. Meistens ist es ja so, dass Mädchen fleißiger sind, d.h. bessere Noten in fleißintensiven Fächern (Sprachen, Geisteswissenschaften) haben als Jungs. Meistens entscheidet man sich ja nach seinen Fähigkeiten für ein Studium. Wenn ein fleißiges und kluges Mädchen jetzt quasi die freie Auswahl hat, dann klingt vielleicht Sozialpädagogik verlockender als Maschinenbau. Sozialpädagogik klingt nach Teetrinken und im Bioladen einkaufen, Maschinenbau klingt nach Schmutz und Langeweile (und langweiligen Kommilitonen). Die Jungs sind meistens fauler und deshalb, wenn sie klug sind, besonders da gut, wo man nur verstehen, nicht lernen muss, also Mathe und Naturwissenschaften. Da ist der Weg zum technischen Studium dann nicht so weit. Auch gibt es immer noch Mädchen, die von der Vorstellung nur mit Jungs zusammen zu studieren abgeschreckt werden. Bei uns im Studiengang wurden am Anfang sogar immer reine Frauentutorien angeboten, falls Studentinnen nicht vor Männern an der Tafel vorrechnen wollen.
Ich muss auch gestehen, dass es Zeiten gab, da hätte ich gesagt, dass ich nicht nochmal etwas naturwissenschaftliches studieren würde, wenn ich nochmal die Wahl hätte.
@Frische Brise: Ich lasse mir höchstens von meinem Mann in den Mantel helfen. Nicht, weil ich denke, dass das mit meiner Emanzipation nicht klargeht, sondern weil ich es nicht mag, wenn mir Fremde (vielleicht sogar Kollegen) so nahe kommen. Und ich möchte mich nicht für Dinge bedanken müssen, um die ich nicht gebeten habe. Schließlich muss man ja lieb danke sagen, wenn einem jemand offensichtlich die Tür aufhält.
AnJu
26. November 2010 um 13:17 Uhr
Achso, nur so. Ich bin auch gerne Frau!
Sylvia
26. November 2010 um 13:35 Uhr
Ich schicke meinen Mann natürlich nicht im Kommandoton zur Waschmaschine, sondern ich bitte darum – weil ich vielleicht gerade keine Zeit habe und er sowieso in den Keller geht, weil ich Rückenschmerzen habe oder aus sonstigen Gründen ;-). Mit Dominanz hat das nichts zu tun, ehrlich !
Du möchtest Beispiele:
„Wir möchten diese Stelle mit einem Mann besetzen, es sind einfach zu viele Frauen in dem Team, da passt ein Mann besser!“ -> Das wurde mir Anfang der Neunziger ins Gesicht gesagt, es ging um eine interne Bewerbung, der Mann hatte eine identische Ausbildung und identische Berufserfahrung.
„Kennen Sie als Frau sich mit solchen Dingen wirklich aus ?“ -> männliche Hausverwalter fragt man das niemals, obwohl viele eine vergleichbare Ausbildung wie ich haben. Sobald übrigens ein MANN bei einer Versammlung erklärt, wie man XY sanieren muss, widerspricht keiner, auch wenn er Unsinn redet mangels Ahnung – schließlich fährt er jedes Wochenende in den Baumarkt, das ist ja auch eine Qualifikation.
„Das ist vermutlich eher eine Aufgabe für Jungen…“ -> in verschiedenen Varianten hören meine Töchter das HEUTE noch in naturwissenschaftlichen Fächern von älteren männlichen Lehrern. Ganz abgesehen von den Schulbüchern, da findet man noch massenhaft Klischees.
Spannende Diskussion – ich muss jetzt aber leider in die Küche *sfg* !
Sylvia
26. November 2010 um 13:39 Uhr
@ Frische Brise:
Gegenseitige Achtung und Hilfe ist doch geschlechtsunabhängig. Ich mag es nicht, wenn fremde Männer mir beim Mantelanziehen zu nahe kommen, nein, danke.
Aber ich halte meinen Mitmenschen die Tür auf, egal, ob Mann oder Frau, ich helfe sowohl einer Oma als auch einem Opa beim Tütentragen oder sonstwie.
Und ich bin durchaus gerne Frau und ließe mir ohne den geringsten Hintergedanken auch von einem männlichen Experten den PC einrichten, wenn’s denn nötig wäre.
Petra
26. November 2010 um 14:36 Uhr
@Sylvia: „kennen Sie sich als Frau da überhaupt aus?“ Aber gehört es nicht auch zur Gleichberechtigung, wenn wir uns solche Fragen gelassen anhören und beantworten? Und werden die Mütter beim Abliefern ihrer Kinder in der KiTa nicht auch nervös, wenn da plötzlich ein männlicher Erzieher sitzt? Gleichberechtigung gilt auch für die anderen. Ich denke, wir werden unsere Rollenbilder nicht so schnell abbauen und sollten es vielleicht auch gar nicht tun. Sondern wir sollten vielleicht eher den anderen einfach so nehmen wie er ist und versuchen in seine Haut zu schlüpfen. Und wenn das Gegenüber an meiner handwerklichen Kompetenz zweifelt, dann kläre ich diese eben auf ohne gleich einen Geschlechterkrieg daraus zu veranstalten (entschuldige, dass ich Dein Beispiel mißbrauche, aber es gibt viele Frauen, die bei dieser Frage nur kurz antworten würden und dann später nach der Versammlung tierisch über den Frager herziehen, statt die Frage offen mit ihm zu klären; Frauen haben leider auch Macken…)