Karriereberatung: 7 Berufe prägen eine Frau
Der kleine Kind4Freund hat sich beim Spielen richtig weh getan. Er sitzt zusammengekauert auf dem Sofa und unterdrückt krampfhaft seine Tränen.
„Weine Deinen Schmerz doch raus, das hilft ein bißchen!“ höre ich altklug Kind4 trösten.
„Nein, ein Junge darf nicht weinen, sagt mein Papa!“ schluchzt Kind4Freund.
Da kann die Erzieherin nicht anders und nimmt den Jungen in den Arm, was alle Schleusen öffnet und der Junge weint alle Tränen seines kleinen Lebens heraus.
Wir sind immer zum Teil auch das Ergebnis unser Sozialisation und der erfolgten Kondinionierungen und später im Berufsleben werden sich Kollegen fragen, warum der Kind4Freund immer so herzlos und kalt reagiert und niemals richtig lächelt.
Männer verstecken häufig ihre Emotionen hinter harten Witzen oder Desinteresse.
Haben sie alle in ihrer Kindheit solche Erfahrungen gemacht oder woher kommt dieses Verhalten?
Wenn es auch noch keine wissenschaftlich gesicherten Erklärungen dafür gibt, hilft die Erkenntnis über die emotionalen Hemmungen dennoch, um im Berufsleben darauf besser reagieren zu können.
Hoffentlich umarmen den Kind4Freund noch viele Menschen, damit er noch rechtzeitig das Zutrauen in seine eigenen Gefühle findet.
AnJu
23. November 2010 um 11:34 Uhr
Ich habe neulich auf dem Spielplatz einen Vater mit seinem kleinen Sohn (ca. 2 Jahre) gesehen. Der Sohn war auf dem Balancierbalken und der Vater hat ihn runtergehoben, aber noch etwas über dem Boden abgesetzt. Der Kleine konnte das Gleichgewicht nicht halten und ist hingefallen, mit dem Gesicht in den Kies. Natürlich hat er angefangen zu jammern, obwohl es bestimmt nicht so sehr wehgetan hat. Ich hab geschaut, ob der Vater kommt und ob sich der Kleine was getan hat. Der Vater kam dann auch langsam angestapft und hat seinen Sohn aufgehoben, aber nicht richtig getröstet. Er hat meinen Blick bemerkt und zu mir gesagt „Das soll mal ein Junge werden.“ Das fand ich total bescheuert. Ist es denn ein Grund sein Kind in den Kies zu schmeißen und ihm dann das Weinen zu verbieten, nur weil es ein Junge ist?
Sylvia
23. November 2010 um 11:46 Uhr
Leider sind solche Szenen noch immer an der Tagesordnung.
Es bewegt sich aber etwas, wenn auch soooo langsam.
Mein Mann ist bei der Freiwilligen Feuerwehr, das ist hier in der Kleinstadt noch ein eher altmodischer „Männerverein“ mit geringem Frauenanteil (immerhin – ich kenne noch die Diskussionen darüber, ob man Frauen überhaupt aufnehmen soll !). Vor 25 Jahren haben sich nach einem schweren Ereignis mit belastenden Szenen die Jungs noch kumpelhaft auf die Schulter gehauen und sind schweigend als „harte Männer“ nach Hause gefahren. Heute ist es selbstverständlich, dass gegebenenfalls Notfallseelsorger hinzugezogen werden, und kein Feuerwehrkamerad wird belächelt, wenn er psychologische Hilfe sucht. Im Gegenteil, die kühlen Schulterklopfer werden darauf hingewiesen, dass dies meisten keine gute Methode ist, schlimme Ereignisse zu verarbeiten.
Ich finde, das macht Hoffnung.
Micha
23. November 2010 um 11:57 Uhr
Eigentlich dachte ich auch, dass die Sprüche von wegen „Ein Junge darf nicht weinen“ der Vergangenheit angehörten. Schade, dass es nicht so ist und gut, dass andere Menschen gegensteuern!
Zimtapfel
24. November 2010 um 15:07 Uhr
Bah! Ich dachte echt, sowas gibts heute nicht mehr! Diese blöden Sprüche „ein Junge weint nicht!“ oder „Indianer kennt keinen Schmerz“. Gräßlich.
Da bin ich einmal mehr heilfroh über die Erzieherin, die mein Goldneffe im Kindergarten hatte. Die ihm, als er sich in den ersten Tagen dort noch etwas unwohl fühlte, sagte, „wenn man traurig ist, dann kann man auch mal weinen.“ Wie wahr!
Petra
24. November 2010 um 15:37 Uhr
@Zimtapfel: die Erzieherin ist ja auch eine Frau :-) In meinem Beispiel und interessanter Weise auch in dem von ANJU haben Väter die Sprüche gebracht. Wiel sie sie vielleicht selber früher gehört haben?
Sylvia
24. November 2010 um 16:41 Uhr
Meine Schwiegermutter (und so ziemlich alle anderen Omas, die ich so kenne) redet allerdings auch so. Mein Junior mußte sich das auch schon von ihr anhören.
In unserem Fall ist das nicht so dramatisch, weil sie die Kinder nicht betreut, aber bei ganz vielen Familien hier ersetzt die Oma die Tagesmutter – und dann wachsen wieder nicht-weinende Jungs heran.
Tendenziell aber wird es besser, ganz sicher :-)