Zu Beginn der Selbständigkeit mußte die Unternehmerin sich überlegen, zu welchem Preis sie ihre BeratungsLeistungen anbieten wollte. Erst hat sie, so wie letzte Woche beschrieben, ihren Tagessatz aus ihrem letzten Gehalt ausgerechnet:

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Ausgehend vom tatsächlichen Arbeitgeberbruttoeinkommen wird der Tagessatz ausgerechnet, der das Risiko der Selbständigkeit sowie Rente und Krankenversicherung annähernd abdeckt.

Dieser Tagessatz ist dann ausreichend, wenn man überhaupt keine Kosten, weder Investitionen noch Gründungskosten hat. Sobald man auch nur einen PC kauft oder gar ein Büro mietet, stellt man sich mit diesem ‚Arbeitnehmerlohn-orientierten‘ Tagessatz deutlich schlechter als ein Arbeitnehmer.

Also habe ich mich hingesetzt und den Tagessatz nach der break-even-methode berechnet. Klingt auch gleich viel professioneller und wichtiger :-)

Die Break-Even-Methode

Diese Berechnung ist aus meiner Sicht deutlich schwieriger, weil man mit geschätzten Kosten rechnen muss, um die Deckungshöhe durch einen Tagessatz zu ermitteln.

Ziel ist es, die Summe der Kosten/Ausgaben zu ermitteln, die in einem Monat anfallen. Diese Kosten verteilt man gleichmäßig auf die Arbeitstage und berechnet so den Tagessatz, der mindestens benötigt wird, um die Kosten zu decken. Jeder höhere Tagessatz würde einen Gewinn bedeuten.

Zur Berechnung: zuerst muss man folgende Kosten schätzen…

1. Wie hoch ist der monatliche Beitrag zur Krankenversicherung?

2. Wie hoch ist der monatliche Betrag zur Altersvorsorge?

3. Wie hoch ist die monatliche Miete für Dein Büro?

4. Wie hoch ist die monatliche Leasingrate/die monatlichen laufenden Kosten ohne Tanken für Dein Auto?

5. Wie hoch sind Deine monatlichen Tankkosten für berufliche Fahrten?

6. Wie hoch sind Deine monatlichen Reinigungskosten für Dein Büro?

7. Wie hoch sind die monatlichen Lohnkosten für eine Sekretärin oder eine Hilfe in der Buchhaltung?

8. Wie hoch sind Deine monatlichen Telefonkosten incl. Anschlußgebühren?

9. Wieviel Geld legst Du monatlich zurück, um davon Dein Equipement (Computer, Auto) auf dem neuesten Stand halten zu können?

10. Wieviel Geld benötigst Du für Deine monatliche privaten Ausgaben?

Die Addition dieser Kosten liefert nun eine Summe. Diese Summe wird durch die Anzahl von möglichen Arbeitstagen in einem Monat geteilt: nämlich 20.

Tip: Soll in den Tagessatz ein Risikozuschlag eingerechnet werden, dann sollte man durch 15 teilen, weil man so 5 Krankheitstage oder 5 Tage ohne Auftrag einrechnet.

Das Ergebnis ist der Tagessatz nach Steuern, der die eigenen Geschäftskosten und den privaten Lebensunterhalt deckt. Um die EinkommenSteuer ebenfalls zu berücksichtigen, wird der Tagessatz verdoppelt, damit nach Abzug der Steuern, das notwendige Geld übrig bleibt.

Aber Achtung: dieser Tagessatz ist ein Nettoerlös. Bitte nicht die Umsatzsteuer vergessen.

Ein Beispiel:

1. Krankenversicherung = 400 EUR, weil ich mich als Selbständiger entweder privat versichern muss oder freiwillig gesetzlich versichert bleiben möchte.

2. Altersvorsorge= 400 EUR, diese werden z.B. in einen DAX-orientierten Sparfonds einbezahlt.

3. Miete Büro = 400 EUR. Selbst wenn man zu Beginn noch kein Büro mietet, sollte man aber kalkulatorisch eine Miete ansetzen, auch wenn man in der eigenen Wohnung als Schreibtischtäter arbeitet.

4. Leasingrate Auto = 250 EUR

5. Tankkosten für berufliche Fahrten = 100 EUR

6. Reinigungskosten für Büro = 80 EUR. Auch hier gilt: wer selber putzt, sollte sich seinen eigenen ‚Lohn‘ für das Putzen in den Tagessatz hineinrechnen, denn die Arbeit wird ja schließlich erbracht.

7. Lohnkosten Sekretärin / Buchhaltung = 400 EUR. Zu Beginn sind diese Kosten sicherlich gering oder fallen gar nicht an. Aber der berechnete Tagessatz soll ja schon zukunftsweisend sein, und deshalb sollten solche Kosten bereits zu Beginn mit eingerechnet werden. Kunden akzeptieren nur ungerne neue Tagessätze.

8. Telefonkosten = 200 EUR

9. Rücklagen = 100 EUR

10. privaten Ausgaben = 1400 EUR

Die monatlichen Kosten belaufen sich somit in diesem fiktiven Beispiel auf 3.730 EUR. Diese Summe auf 15 Arbeitstage verteilt, bedeutet, dass der Berater einen Tagessatz von 248 EUR nach Steuern erzielen muss, um seine Kosten zu decken. Um die Steuerlast abzufangen, gilt als Fausregel nun, dass der Tagessatz verdoppelt werden muss.

Der Berater kann nun am Markt seinen Beratertag mit 496 EUR netto anbieten ohne zu verhungern. Möchte er auch noch Gewinn machen, wird er einen Gewinnzuschlag von 10% auf den Tagessatz aufschlagen.

Für 550 EUR ist der Berater nun auf der absolut sicheren Seite, was seine persönliche Kostenstruktur betrifft. Ob dieser Tagessatz den Marktgegebenheiten entspricht wird sich beiden ersten Preisverhandlungen herausstellen.

Der Vorteil der break-even-methode liegt natürlich darin, dass man sicher sein kann, dass der Tagessatz die tatsächlichen Kosten auch deckt. Die Schwierigkeit besteht darin, dass man zu Beginn vielleicht viel zu hohe Kosten schätzt oder seine Gehaltsvorstellungen übertreibt.

Die Arbeitgeber-brutto-Methode hingegen gibt einem die Sicherheit, dass man nicht gänzlich losgelöst von den Marktgegebenheiten kalkuliert, da sich ja in den Lohnkosten schon die Nachfrage nach der eigenen Dienstleistung widerspiegelt.

Beide Methoden machen Sinn: weichen sie zu weit von einander ab, dann sollte man seine Kostenübersicht noch einmal prüfen!