Überall hört man vom Weihnachtsstress. Die Leute wünschen einem eine ruhige Adventszeit und möglichst wenig Stress mit den Vorbereitungen. Und ich frage mich: „Welche Vorbereitungen? Was habe ich verpaßt?“
Denn bei uns läuft weihnachtsmäßig alles ganz ruhig. Die Unternehmerin könnte sich zwar zweiteilen aufgrund der vielen Kundentermine, aber die Erzieherin lebt ganz ruhig vor sich hin.

Geschenke:
Die Weihnachtswunschzettel der Kinder kamen in diesem Jahr sehr rechtzeitig und ich habe viele Ideen gefunden, die mir gut gefallen und die ich gerne erfüllen möchte. Dem Einkaufschaos in der Stadt, dem Schubsen, Drängeln, Schieben entgehe ich ganz einfach durch online-Einkäufe. Ich mache es mir abends gemütlich und durchstöbere das Internet, immer getrieben von der Finanzmanagerin, die die Bestellung erst genehmigt, wenn auch die 100. Recherche keinen günstigeren Preis mehr ergeben hat.
Ich habe beim Einkaufen überhaupt keinen Stress, im Gegenteil, ich genieße es. Der Stress besteht nur darin, die ankommenden Päckchen schnell genug zu verstecken.

Weihnachtsessen
Die Unternehmerin steht an den Weihnachtsfeiertagen NICHT in der Küche und beweist sich und der Welt, dass sie doch eine tolle Köchin ist und eigentlich doch eine Hausfrau, auch wenn es nicht immer so aussieht. Nein, den Stress tue ich mir nicht an. Wir essen kleine leckere Sachen, die unaufwendig und gelingsicher sind und servieren diese auf dem NichtAlltagsGeschirr. RagoutFin im Pastetchen oder einen Braten, den ich vorbereiten kann, irgendetwas unkompliziertes findet sich immer. Nur Spaghetti Bolognese gibt es NICHT.

Backen
Wir backen jeden Sonntag seit Mitte November 1 bis 2 Plätzchensorten oder Stollen oder Adventskuchen. Heute gab es Butterplätchen und Zimtsterne. Das Backen macht riesig Spaß, macht keinen Stress, da die Köchin sich auch hier nicht beweisen will, und auch am Montag nicht protzen will, dass sie neben drei Waschmischinen voll auch noch 7 Plätzchensorten gebacken hat. Draußen ist es dunkel, drinnen brennt die Kerze und wir verzieren Plätzchen. Stressfreier geht es nicht und stimmungsvoller auch nicht.

Besuche
Weihnachtsbesuche dürfen nicht in Stress ausarten. Also machen wir nur einen Besuch am 1. Weihnachtstag und fertig. Wer zu uns kommen will, ist herzlich eingeladen, aber ich habe keine Lust auf Hetze, auf Autobahn, auf Schnee, auf gefährliche Aktionen, nur um das Fest der Familie nicht zu entlarven. Ich gebe zu, dass wir es einfach haben, da die Generation 60+ keinen Besuch einfordert.

Putzen
Kein Kommentar. Wer zu Weihnachten vom Boden essen möchte, dem sei sein Spleen gegönnt, meiner ist es nicht.

Friseur
Ich muss in der Kirche nicht die Schönste sein und bezweifle auch, dass der Friseur das herbeizaubern könnte. Also mache ich mir keinen Stress, wasche meine Haare alleine und nutze die freie Zeit lieber zum Teetrinken.

So wie ich von Weihnachten keine glücklichen Familienzusammenführungen erwarte, so entspannt verbringe ich auch die Vorweihnachtszeit.
Vielleicht kommt der Stress aus einer überzogenen Erwartungshaltung?
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