Vielleicht will man sich beruflich verändern, vielleicht muss man es auch.

Doch welcher Beruf ist der Richtige?

Trivial Pursuit

Creative Commons License photo credit: Zunami

Gerade nach der Geburt des ersten Kindes sind plötzlich die Prioritäten anders gesetzt, weil z.B.

  • die Organisation und Fremdbetreuung sich schwieriger gestaltet als gedacht,
  • man plötzlich allein erziehend ist,
  • weil die Fremdbetreuung teurer ist als gedacht,
  • weil der alte Job nun plötzlich doch nicht als Teilzeit angeboten wird,
  • weil die Oma doch lieber auf Reisen geht als das Kind zu betreuen.

Man sucht also einen neuen Job und dazu sollte man ganz genau wissen, was man sucht und was zu einem paßt. Das geht nur mit einer ehrlichen Selbstanalyse, der Einschätzung von Freunden und einer Reflektion der bisherigen Jobs.

Den Zeit- und Denkaufwand für dieses ‚Nachdenken‘ sollte man nicht unterschätzen und es nicht halbherzig machen. Schließlich ist das Ergebnis das ‚Profil‘ (Job-Profi-Training nennt es die Agentur für Arbeit), mit dem man in die Bewerbung oder die Beratung durch die Agentur für Arbeit geht.

Dieser kleine Leitfaden soll einen Einstieg in die Welt der Fragen bieten, die man sich stellen muss, um sich in sein Profil hinein zu arbeiten, um den passenden Beruf zu finden. Wenn man einmal mit Denken angefangen hat, fallen einem sicherlich leicht weitere Fragen ein.

1. Wieviele Stunden in der Woche können Sie arbeiten?

Wieviele Stunden in der Wochen können Sie arbeiten gehen mit dem Wissen, dass Ihre Kinder gut aufgehoben sind, Sie ohne zeitlichen Druck auch einen Stau bei der Heimfahrt stressfrei ertragen können, Sie mit Ihrem Partner die Kinderabholung organisert haben? Sind auch Wochenend- oder Nachtarbeit eine Option?

2. Wieviele Stunden am Tag können Sie arbeiten?

Wieviele Stunden am Tag können Sie arbeiten, damit morgens und abends Ihre familiäre Logistik gesichert bleibt? Um wieviel Uhr können Sie frühestens anfangen zu arbeiten? Bitte berücksichtigen Sie dabei die Öffnungszeiten von Schule und Kindergarten. Muss Ihre neue Stelle Gleitzeit anbieten oder können Sie eine feste Arbeitszeit zusagen?

3. Sind Sie jeden Tag gleichverteilt viele Stunden verfügbar oder mit Schwerpunkten?

Ist Ihre Antwort bei Punkt 2 variable pro Wochentag? Können Sie dienstags bis um 5, aber dafür donnerstags nur bis um 2 arbeiten? Schreiben Sie wochentaggenau Ihre Verfügbarkeit auf.

4. Welche Ausbildung haben Sie?

Welche abgeschlossenen Ausbildungen haben Sie? Haben Sie Bewertungen oder Arbeitszeugnisse von vorausgegangenen Anstellungen? Wie werden Sie beurteilt? Lesen Sie aus dem Arbeitszeugnis heraus, wo der alte Arbeitgeber Ihre Schwerpunkte gesehen hat.

5. Müssen Sie zwingend in Ihrem gelernten Beruf wieder arbeiten?

Müssen Sie Ihren erlernten Beruf wieder ausüben und können Sie sich auch gar nicht vorstellen, etwas anderes zu machen?

6. Wenn nein, müssen Sie zwingend in dem groben Umfeld Ihres erlernten Berufs arbeiten?

Ihr Beruf gehört einer Sparte an, die jedoch meist vielfältige Variationen von Berufen beherbergt. Muss Ihr neuer Beruf zwingend zu diesem Umfeld gehören?

Wenn Sie also z.B. Krankenschwester sind, könnten Sie auch in Arztpraxen oder als Verwaltungskraft im Krankenhaus arbeiten?

7. Wenn nein, welche Qualifikationen besitzen Sie für andere Aufgaben?

Haben Sie noch zusätzliche Qualifikationen außer den unter Punkt 4 erfragten Zeugnissen? Haben Sie Fremdsprachenkenntnisse, können Sie gut organisieren, können Sie gut auf Menschen zugehen?

Bei der Auflistung der Qualifikationen sollten Sie unbedingt Ihre Qualifikationen aus der Tätigkeit als Hausfrau, Mutter, Erzieherin, Köchin etc. mit anführen. Diese sind nicht unerheblich, auch wenn es keine Diplome dafür gibt und können ein treffendes Bild von Ihnen abgeben.

9. In welchem Radius um Ihre Wohnung muss die Arbeitsstelle liegen?

Haben Sie ein Auto? Wieweit darf die Arbeitsstelle von Ihrer Wohnung entfernt liegen? Planen Sie bitte mit ein, dass die Wege zum Kindergarten/Schule/Sportverein/Musikschule möglichst ohne zeitaufwendige Umwege erledigt werden können.

10. Unterstützt Ihr Partner Ihren Wunsch, wieder arbeiten zu gehen?

Das ist eine heikle Frage für alle, die in einer Beziehung leben. Für Alleinerziehende gilt diese Frage jedoch ebenso, dort ist die Unterstützung von all denen unabdingbar, die die Kinderbetreuung übernehmen. Wird Ihre Wunsch nach Berufstätigkeit oder der Berufswechsel z.B. aus finanziellen Gründen nicht voll mitgetragen, wird Ihnen auf kurz oder lang die nötige Unterstützung fehlen, nicht nur logistisch sondern auch mental. Wenn Sie die Wahl haben, sollten Sie diese Diskussion VOR der Bewerbung führen.

Wer auf alle Fragen eine Antwort findet, kann zielbewußt einen Termin mit der Arbeitsagentur vereinbaren oder ganz gezielt in der Zeitung nach passenden Anzeigen suchen.