Im Moment : niemand verleiht gerne Geld, wenn man sich selbständig macht!

Easy Credit
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Man stelle sich vor:

Ich mache mich selbständig und wähle als Gesellschaftsform die GmbH.

‚Beschränkte Haftung‘: das klingt verheißungsvoll und suggeriert, dass der Gesellschafter nur mit seiner Einlage, nicht aber mit seinem Privatvermögen haftet.

Die GmbH bilanziert nach den Vorschriften des HGB und erstellt eine Steuerbilanz nach den Vorschriften des Körperschaftsteuergesetzes.

Hier dominieren das ‚Vorsichtsprinzip‘, das ‚Niederstwertprinzip‘, die ‚Teilwertabschreibung‘, das ‚Verbot der Wertaufholung‘: alles zum Schutze der Gläubiger, alles im Hinblick darauf, dass ich mich bloß nicht reicher darstelle, als ich tatsächlich bin. Mein Vermögen ist also sorgfältig niedrig bewertet, meine Schulden sorgfältig hoch.

Mit meiner GmbH und meiner Bilanz halte ich mich bestens vorbereitet für eine Kreditanfrage an die Bank. Sicherlich werden sie mich mit offenen Armen empfangen, meine Unterlagen loben, meine sorgfältige Buchhaltung wertschätzen.

Doch weit gefehlt.

Erster Makel: eine GmbH.

Die beschränkte Haftung mag andere beschränken, niemals jedoch die Bank. Selbstschuldnerisch haftet der Gesellschafter, der sich gerade selbständig gemacht hat, mit seinem gesamten Privatvermögen für den Kredit, ansonsten wird er keinen Kredit bekommen.

Zweiter Makel: eine Bilanz.

Die Vorschriften des HGB und des KStG mögen ja ganz nett sein, aber nicht doch für die Bank. Hier muss erstmal ein Rating her, ein BaselII, eine WatchListe, eine Beurteilung des privaten Umfeldes. Die Zahlen aus Bilanz und GuV werden auf den Kopf gestellt, Kontenarten werden auseinander gerissen, Bilanzpositionen fern ab von Ausweisvorschriften neu zusammengestellt. Erst die Ergebnisse dieser neuen Auswertungen führt zu einer Beurteilung der Kreditfähigkeit.

Dritter Makel: ein Projekt

Die Einschätzungen des selbständigen Unternehmers über die Marktfähigkeit seines Produktes stören nicht, tragen aber überhaupt nicht zur Entscheidungsfindung der Bank bei. Die Bank beurteilt, ob die Unternehmensidee marktgängig ist oder nicht. Die Bank rechnet die Renditeaussichten aus, die Bank kann detailliert die KäuferZielgruppe einschätzen, die Bank kennt sich einfach aus. Kommt die Bank zu dem Ergebnis, dass sich das Projekt nicht rechnet, dann helfen alle unternehmerischen Erfahrungen nichts, denn die Einschätzung der Bank ist aussschlaggebend für die Kreditzusage.

Vierter Makel: Geld

Der Unternehmer möchte von der Bank Geld. Das sieht die Bank gar nicht gerne. Natürlich bekommt man Geld, wenn man die nötigen Sicherheiten bieten kann. Da man aber normalerweise keine Sicherheiten hat, denn hätte man welche, bräuchte man ja keinen Kredit, ist man eindeutig in einem abhängigen Verhältnis. Kreditzinsen, Kreditgebühren und sonstige Auflagen sprechen davon eine deutliche Sprache.

Hat man alle Makel überstanden, hat man alle Unterschriften aller zuständigen Mitarbeiter, hat man die 6 Wochen Prüfzeiten liquiditätsmäßig überstanden, hat man das Gefühl der Entwürdigung heruntergeschluckt, dann, ja dann, kann man tatsächlich irgendwann einen Kreditvertrag unterschreiben.

Wenn man bis dahin nicht pleite ist, weil die Bank kein Geld verleiht!