Es passiert leider ganz schnell, dass vor lauter geldeinbringender Arbeit andere wichtige Dinge auf der Strecke bleiben.

Hooking
Creative Commons License photo credit: spdorsey

Obwohl man rational genau weiß, dass Arbeit = Arbeit ist, egal ob sie bezahlt oder unbezahlt ausgeführt wird, so wird die vergütete Arbeit doch höher bewertet.
Wird sie höher bewertet, räumt man ihr auch mehr Raum ein und vermittelt so der Familie, den Freunden den Eindruck, dass sie weniger Wert seien.
Langsam aber sicher verliert man Freunde, viele berichten von mangelnder Beziehung zu den Kindern, häufig mündet es in Scheidung.
Und erst dann wacht man auf und erkennt den Wahnsinn, dem man anheim gefallen ist.
Doch soweit will ich es gar nicht erst kommen lassen und gehe aktiv dagegen an:

Definierte Erreichbarkeit
Ich bin immer und gerne für meine Kunden erreichbar, aber von 18:00 Uhr bis um 08:30 Uhr und am Wochenende ist das Mobile aus. Das sind keine Bürozeiten im engeren Sinne, natürlich kann es sein, dass ich in diesen Zeiten trotzdem arbeite, aber ich habe mich von der Idee des permanenten Multi-tasking verabschiedet. Das Leben wird so deutlich ruhiger.

Bezahlte Arbeit wird nicht abgeschottet
Die Familie und die Kinder wissen ganz genau über meine Arbeit, für die ich Geld bekomme Bescheid. Ich berichte von Projekten (ohne die Verschwiegenheitspflicht zu verletzten) und erbitte Rat. Diese „Arbeit“ ist also keine geheimnisvolle Aktentasche, die mit MAMA jeden Morgen das Haus verläßt, sondern ein transparenter Beratungsauftrag, der Bestandteil unseres Lebens ist. Die Akzeptanz für die ‚Arbeit‘ steigt so erheblich.

Hausarbeit ist auch Arbeit
Selbst die Kinder sind nicht frei davon, dass sie mich fragen, ob ich heute ‚frei‘ hätte, nur weil ich keine weiße Bluse trage. Deshalb übernehmen die Kinder bei uns Hausarbeit, damit sie merken, dass es weit entfernt von ‚frei‘ haben ist, wenn an einem Wochentag die Nachlässigkeiten der Woche aufgeholt werden müssen.

Privates am Telefon
Wochenendbeziehungen, Auslandsaufenthalte, Auswanderer: alle erhalten die Beziehung durch häufige Telefonate und sind sich dadurch sehr nahe. Genau das funktioniert bei uns auch: auf der Heimfahrt vom Kunden telefoniere ich bereits mit den Kindern und erfahre so die erregten Kleinigkeiten, die das Leben ausmachen. Ich weiß über Zerwürfnisse Bescheid, über Schulnoten, über Klatsch und Tratsch, all das, was man prima am Telefon erzählen kann.

alles stehen und liegen lassen
Wenn mich ein Hilferuf ereilt, versuche ich alles, damit ich rechtzeitig zu Hause bin. Damit meine ich nicht irgendwelche furchtbaren Unfälle oder Verletzungen, sondern die kleinen Hilfestellungen: „Kannst du mich heute abend im Dunkeln da und dort abholen?“ „Ich habe die Bahn verpaßt, kannst Du kommen?“, „Kannst Du mich zur U-Party bringen?“, „Meine Choraufführung ist schon um 4!“.

Denn das ist das glaube ich das Wichtigste: für einander Interesse zeigen, aufmerksam sein, dem anderen zeigen, wie wichtig er ist und in schwierigen Momenten für ihn da sein. Alle ziehen an einem Strang!