Ich habe noch nie einen Auftrag abgebrochen.

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Creative Commons License photo credit: Wolfgang Staudt

Aber jetzt denke ich darüber nach. Immer öfter. Und ich bin schon lange beratend unterwegs. Ist es das Alter? Habe ich mich früher mehr verbiegen lassen?

Man will mich als Berater in Strukturen und Verhaltensweisen reinquetschen, die nicht passen. Ich diskutiere, wende ein, begründe, aber es kommt nicht an. Statt dessen fühlen sich alle beleidigt, und versuchen mich und das Projekt zu umgehen.

Das ist nicht effektiv, das ist nicht -neudeutsch- zielführend. Da der Kunde an mir festhält, könnte ich zwar einfach gnadenlos durchpreschen, aber so kann ich nicht arbeiten.

Mein Anspruch ist, dass durch die Beratung eine Verbesserung in Prozessen (schneller, effektiver, qualitativ besser) entsteht und dass dabei die Mitarbeiter mitgenommen werden und von den Veränderungen profitieren. Wenn die Mitarbeiter aber gar nicht wollen, dann fehlt mir der Antrieb, gute Lösungen zu erarbeiten.

Natürlich macht nicht jeder Auftrag Spaß, aber jeder Auftrag muss wenigstens Sinn machen. Ich kann nicht beraten, was ich selber für kontraproduktiv halte.

Die Psychotherapeutin wendet ein, ich solle an mich und meinen Ruf denken. Die Unternehmerin kann nicht ganz den Blick von den monatlichen Einnahmen lösen. Die Krankenschwester zählt die neuen Falten und die Putzfrau ist froh, dass sie damit nichts zu tun hat.

Was tun?