Diese Frage beschäftigt mich schon länger, denn bei diesem Thema passen die medialen Emotionen und das politisch sachliche Anreizsystem nicht zusammen.

Also: da ist ein Volk, das droht auszusterben. Es gibt nun zwei Möglichkeiten:

I will survive
Creative Commons License photo credit: net_efekt

1. das Volk möchte gerne aussterben, dann ist die Frage schon beantwortet und die Analyse beendet.

2. Das Volk möchte nicht aussterben. Dann beginnt hier die Suche nach Lösungen, wie man das Aussterben verhindern kann.

Dazu muss die Bevölkerung in ihrer Alterszusammentsetzung mehr junge als alte Leute haben und gesund nachwachsen, indem mehr Kinder geboren werden als Alte sterben.

Dazu gibt es drei Lösungen:

mehr Kinder produzieren ODER

mehr Kinder importieren ODER

die Alten früher sterben lassen.

Die Möglichkeit der Sterbehilfe für alle über 70-jährigen kann als Humbug ausgeschlossen werden, bleibt also nur die realistische Lösung der Zuwachs an Nachwuchs.

An diesem Punkt der Analyse angekommen, würde ich nun erwarten, das die Politik dieses Volkes reagiert und alles dran setzt, Anreize für mehr Geburten zu setzen und eine fröhlich freundliche Einwanderungspolitik mit staatlicher Einbürgerung für junge Frauen und Männer zu gestalten.

Jedoch das Gegenteil ist der Fall:

1. propagiert wird, dass junge Frauen erwerbstätig sein sollen, mit jungen Frauen wird die Facharbeiterlücke geschlossen, so dass für diese Frauen wenig Zeit bleibt, Kinder zu wollen und sie dann schließlich auch zu bekommen.

2. Die Anreize für das Kinderkriegen werden ausschließlich direkt pekuniär gestaltet. Elterngeld, Erhöhung Kindergeld. Ganz offensichtlich lösen diese BARZuflüsse aber nicht den Geburtenrückgang. Die Gelder sind zum einen kein Ausgleich zum Verlust des Einkommens und den erhöhten Ausgaben für ein Kind. Noch schaffen diese Gelder die innerliche Liebe, die notwendig ist, um überhaupt den Kinderwunsch in sich zu entwickeln.

3. Die Kosten für Familien steigen überproportional durch die Ökosteuer, die Steuererhöhung auf Energiekosten, den Wegfall der Eigenheimzulage, die Mehrwertsteuererhöhung. Hier werden keine Erleichterungen für Mehrpersonenhaushalte angeboten.

4. Der Familienmensch, der die häuslichen Arbeiten und Erziehung und Betreung übernimmt, genießt keine gesellschaftliche Anerkennung. Hier ist keine Änderungen der medialen Berichterstattung, und damit der beeinflussenden Meinungsbildung in Sicht.

5. Familien bilden Humanvermögen, indem sie Kinder erziehen, Werte vermitteln, Tugenden ausbilden. Diese Produktivleistung wird nicht honoriert, weder in Form eines Erziehungsgeldes noch in Form der Rentenanrechnung (hier wurden erneut Anerkennungsjahre gestrichen).

6. Die Gesellschaft bewundert ein teueres Auto im Carport mehr als eine hohe Kinderanzahl.

7. In die ICH- und SPAß-Gesellschaft passen ‚Verantwortung übernehmen‘, ’sich einschränken‘ und ‚abhängig sein‘, wie es das Leben mit Kinder mit sich bringt, nicht.

Conclusio: das Anreizsystem gegen das Aussterben existiert geringfügig, schafft aber nicht Anreize in ausreichender Menge. Teilweise werden Anreize durch energiepolitische und rentenpolitische Steuerungsmechanismen wieder aufgehoben. Die Geburtenrate wird in den nächsten Jahren nach allen Schätzungen weiter sinken. Das Volk stirbt sehenden Auges aus.

Müßte man nicht Familien auf Händen tragen? Müßte man nicht jede gebärende Frau bejubeln, und somit eine ganz besondere Wertschätzung für jedes Neugeborene und seine Eltern zeigen? Müßte nicht die Gesellschaft von sich aus den Wert eines Kindes neu erkennen und jedes Kind als zukünftigen Beitragszahler willkommen heißen? Wie tief kann man denn seinen Kopf in den Sand stecken, um nicht wahr haben zu wollen, dass in absehbarer Zeit die Renten und die Steuerkassen leer sind? 

Warum reagiert man nicht? Wo ist mein Denkfehler?