Ich habe am Tag 15 Stunden Zeit, um alle Aufgaben zu erledigen. Das ist leider zu wenig. Da bleiben Aufgaben auf der Strecke, die ich nicht erledigen kann oder will.

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Ich muss also irgendwie Mittel und Wege finden, um das Wichtige zu schaffen und das Unwichtige zu lassen. Was muss ich tun und was kann ich lassen?

Ein Freund half mir bei der Unterscheidung mit folgenden Fragen:

A. ist es wirklich meine Aufgabe/ mein Problem? Wenn NEIN, dann nicht mehr über die Aufgabe nachdenken. Wenn JA, dann

B. kann nur ich die Aufgabe erledigen/ kann ich das Problem lösen? Wenn NEIN, dann die Aufgabe an einen anderen übertragen und nicht mehr darüber nachdenken. Wenn JA

C. dann erledige die Aufgabe/ löse das Problem.

Es bleiben erstaunlich wenig wirklich wichtige Aufgaben übrig, wenn man alle Aufgaben und Probleme streng diesem Filter unterwirft. Allerdings muss man manchmal mutig sein und darf für die Entscheidung nicht lange Zeit brauchen. Delegieren und dann Motzen ist unklug!

Delegieren ist einfach, das geht mir auch schnell von der Hand, aber delegieren bedeutet auch, mit dem Ergebnis des anderen zufrieden sein. Für mich war es ein langer Lernprozess sowohl beruflich als auch privat dieses Ergebnis nicht zu kritisieren nur weil es nicht ganz genauso war, wie ich es selber gemacht hätte.

Prioritäten setzen heißt bei uns: wenn ich das eine tue dann muß ich das andere lassen.

PUTZEN: Wenn ich also mit den Kindern spielen möchte, kann ich keine Fenster putzen. Sind dreckige Fenster mein Problem? Nein. Also nicht mehr darüber nachdenken und freudig spielen. Meine Ansprüchen an Ordnung und Sauberkeit habe ich deutlich zurück geschraubt. Soweit es eben ging, ohne einen verlotterten Haushalt zu haben. Dadurch habe ich viel Zeit für wichtigere Dinge gewonnen.

KOCHEN: Wenn ich ein wichtiges Gespräch führen möchte, kann ich nicht gleichzeitig ein Drei-Gang-Menü kochen. Also gibt es nur Spaghetti Bolognese. Ist das Kochen meine Aufgabe? Nein. Also nicht mehr darüber nachdenken und in Ruhe das Gespräch führen. Ich koche super gerne, aber Kochen verschlingt viel Zeit. Also habe ich in einer Arbeitswoche die Priorität verringert, damit die freie Zeit am Abend für wichtigere Dinge genutzt werden kann. Am Wochenende wird Kochen und Backen dann zum Event, an dem alle teilnehmen. Wir fahren gemeinsam Einkaufen und dann hilft jeder mit. Auch hier werden die Kinder schon von ganz klein an eingebunden.

Wenn die berufliche Belastung ganz hoch wird, dann wird nicht selber gekocht, sondern wir holen uns im ‚Fritten-Restaurant‘ Pommes Frittes oder ein Gyros Pita. Für die Kinder könnte so ein stressiger Tag ruhig öfter sein.

BÜGELN: es wird nicht gebügelt. Diese Aufgabe gibt es nicht. Wer die Ränder seiner Unterhosen gebügelt haben möchte, muss sich eine andere Frau suchen.

BERUF: das ist meine Aufgabe, die ich innerhalb der Familie nicht delegieren kann. Aber dennoch haben wir die Priorität der Arbeit auf Wochentage und innerhalb der Wochentage auf bestimmte Uhrzeiten begrenzt. Dort ist dann die Prio hoch und kann nur durch Krankheit durchbrochen werden. Außerhalb dieser Tage und Uhrzeiten bleibt das Büro geschlossen, das Handy ausgeschaltet und das Mailkonto tot. Nur so schaffe ich es, mich abzugrenzen. Ich habe schon versucht, Familie und Beruf gleichzeitig zu bedienen, dabei bin ich aber leider kaputt gegangen.

KINDER-HOBBY: Diese Prio ist gering. Wir schaffen es nicht, die Kinder täglich von Aktion A zu Aktion B zu bringen. Deshalb können die Kinder sich Freizeitaktivitäten aussuchen, die bei uns im Umkreis liegen und wo sie alleine hingehen können. Wir haben die Aktivitäten auf zwei pro Woche beschränkt, weil wir es wichtig finden, dass die Kinder auch noch Kinder sein können und nicht dauernd fremd verplant sind.

Großes Haus: Haben wir nicht. Ein großes Haus macht viel Arbeit. Also beschränken wir uns , schlafen zu zweit im Zimmer, haben aber dadurch den finanziellen und zeitlichen Freiraum, um uns um andere Dinge zu kümmern. Dem Stress der Beengtheit entgehen wir dadurch, dass wir ab und zu ein Wochenende aufs Land fahren.

Teure Einrichtung: Haben wir nicht. Wer viele teure Einrichtungsgegenstände hat, kann auch viele teurer Gegenstände kaputt machen. Diesem Stress will ich mich nicht aussetzen. Wenn die Kinder toben wollen, können sie das gerne tun, ohne dass ich um meine wertvollen Vasen bangen will. Das bringt uns finanzielle wie auch atmosphärische Entspannung.

Wir setzen die Priorität auf „Genieße das Zusammenleben“ und dem wird der Rest untergeordnet. Am meisten lernen muss dabei MAMA, die immer wieder ausbricht und plötzlich Ordnungs- und Sauberkeitsfimmel entwickelt….

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