Stellt Euch vor, da ist eine Messe von mittelständischen Unternehmen und eines davon ist ein Metzger. Er stellt seine Wurst und Schinken aus. Er will Werbung machen. Dazu muss er seine Ziele formulieren und adäquate Mittel zur Umsetzung finden. Bei einem Metzger gar nicht so einfach, finde ich.

Handmade
Creative Commons License photo credit: Frank Jakobi

Sein Ziel ist es sicherlich,

A) die Besucher von der Qualität seiner Waren zu überzeugen,

B) die Kundenbindung zu erhöhen,

C) neue Kunden zu gewinnen,

D) seinen Namen bekannter zu machen.

Wie soll er das anfangen?

A) Durch Qualität zu überzeugen heißt: er läßt die Besucher probieren.

D) Seinen Namen bekannter machen heißt: er bietet ein Produkt an, dass es nicht in jeder Metzgerei gibt, dass merken sich die Besucher und erzählen weiter, dass sie bei Metzger X eine leckere Wurst probiert haben.

Aber ehrlich gesagt, ist das bis dahin zwar eine solide Werbeaktion, aber nicht besonders innovativ.

Also weiter:

C) Neue Kunden gewinnen heißt: man muss die Kunden mit Versprechungen oder Geschenken in den Laden locken. Entweder man verspricht Geld (Rabattaktion, Preisnachlass, zwei Würste für den Preis von einer) oder man verspricht Geschenke, die der Kunde sich im Laden abholen muss.

Um diese Versprechungen bekannt zu machen, könnte man herkömmlich Infoblätter oder papierene Gutscheine verteilen. Wenn ich mir vorstelle, wie viel Papier man auf einer Messe in die Hand gedrückt bekommt, kann ich von Zetteln nur abraten. Die gehen unter und werden gemeinsam mit allen anderen Flugblättern noch in der Tiefgarage entsorgt.

Was tut der Metzger also? Er nimmt Dosen (solche Dosen in denen Schmierwurst zu kaufen ist), füllt diese Dosen mit drei Erbsen und „zwei Bonbons. Der Kunde muss die ungeöffnete Dose bei uns im Gechäft abgeben und diese dort öffnen lassen. Dort verwandeln sich die Bonbons in leckere Grillwürste… Der Kunde ist im Geschäft und tätigt weitere Einkäufe und ich bekomme mal neue Gesichter ins Geschäft.“ 

Die Dose erfüllt alle werbewirksamen Bedingungen:

die Dose ist nett bedruckt und damit optisch ansprechend,

die Dose geht nicht in der Papierflut unter und fällt dem Besucher daher immer wieder ins Auge

die Dose wirkt interessant und vielversprechend (der Besucher wird im Unklaren gelassen, was der gegenwert der Dose ist)

die Dose macht nachhaltig neugierig (es rappelt nur und der Besucher kann nur über den Inhalt rätseln) 

die Dose verspricht ein Geschenk (einen kostenlosen Vorteil; also etwas für lau, Geiz ist Geil).

die Dose ist originell, so dass der Besucher darüber spricht und von der Dose erzählt (die Mundpropaganda anheizt)

Die Dose wird aus den vorgenannten Gründen beim nächsten Einkauf sicherlich nicht vergessen.

Diese Idee ist wirklich innovativ, bis dahin wären mir keine innovativen Ideen zu Metzgerwerbung eingefallen. Ich habe keine Ahnung, ob die Wurst gut schmeckt, aber das Marketing war gelungen.

Deses Beispiel läßt sich auf alle Produkte und Dienstleistungen anwenden. Es ist immer ein bißchen ‚um-die-Ecke-denken‘ gefragt, damit die potentiellen Kunden die Werbung in der allgemeinen Werbeflut überhaupt noch wahrnehmen und dann auch noch abspeichern. Denn Werbung ist erst dann erfolgreich, wenn der Kunde morgen noch weiß, wie ein Produkt/Dienstleistung heißt und glaubt, dass er ohne dieses Produkt/diese Dienstleistung nicht mehr leben kann.

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