Mich hat heute ein Blogartikel einer Mutter sehr betroffen gemacht, und so bin ich auf die Suche nach dem BurnOut-Syndrom bei Müttern gegangen.

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Das Thema ist hochaktuell, wird aber von den Frauen selber schamhaft unter den Teppich gekehrt. Berufstätige Mütter arbeiten 70-80 Stunden in der Woche, haben im Minimum sieben Berufe, sind die Powerfrauen und erleben dann den Einbruch. Ich verstehe gut, dass man sich nicht eingestehen will, dass der Körper und der Geist einfach nicht mehr können.

‚Infarkt der Seele‘ ist die neue Begrifflichkeit für das BurnOut-Syndrom bei Müttern, um den medizinischen vergleich zum Herzinfarkt herzustellen.

Infarkt der Seele beschreibt die Situation gut: man fühlt sich ausgebrannt, lustlos, frustiert, antriebslos, traurig, ohne Zukunftsperspektive, das Glas ist halbleer statt halbvoll, erdrückt von den Aufgaben, erfolglos und ungeliebt.

Franziskaner Weissbier
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Alleine kommt man da gar nicht wieder raus. Man braucht einen Menschen, der einen an den Haaren reißt und aus dem Sumpf wieder raus zieht. Man braucht Hilfe.

1. Der erste Schritt muss sein, dass man seine Situation selber erkennt und benennt. Nicht verschweigen, nicht unter den Teppich kehren, nicht schamvoll klein reden.

2. Der zweite Schritt muss sein, dass man laut um Unterstützung ruft. Unterstützung von jemandem, der das burnout auch ernst nimmt und hilft, das Leben und den Geist umzugestalten. Am besten man erstellt man eine Liste, in der man die folgenden Fragen offen und ehrlich beantwortet:

Was nervt mich am meisten?

Wo fühle ich mich unverstanden?

Welche Aufgaben kann ich nicht mehr bewältigen?

Was stört mich an meinem Partner?

Was stört mich an meinen Arbeitskollegen?

Was stört mich an meinen Kindern?

Was wünsche ich mir?

Welchen Freiraum erträume ich mir?

Wo kann ich Abstriche hinnehmen?

3. Super Erfahrungen habe ich damit gemacht, die eigene Belastung zu visualisieren. In einen leeren Raum stellt man für jede Aufgabe, die man bewältigen muss, 1 Stuhl.


stacked bistro chairs
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Wild durcheinander stehen dann nachher dort 1 Stuhl für Kindererziehung, 1 Stuhl für Projektplan schreiben, 1 Stuhl für Kinder ins Bett bringen, 1 Stuhl für Abendessen kochen, 1 Stuhl für Buchhaltung, 1 Stuhl für Steuererklärung, 1 Stuhl für Wäsche etc…. Dann stellt man sich in die Mitte des Raums auf einen Stuhl und blickt auf das Durcheinander. Eindrucksvoller kann man das Durcheinander in einem selbst nicht darstellen. Aus sieben Berufen strömen Anforderungen auf einen ein, die sich irgendwann mal zu überschlagen beginnen. Spätestens dann muss man die Notbremse ziehen.

4. Der vierte Schritt muss sein, dass man auch wirklich Veränderungen in seinem Leben vornimmt. Sicherlich entschärft ein Urlaub die Situation, aber er bringt keine Lösung. Gezielt müssen die eigenen Wünsche, die wunden Stellen und die eigenen Ziele benannt werden. Diese Liste muss dann mit der Familiensituation abgestimmt werden. Ein Wunsch: ‚ich will endlich mal wieder durchschlafen‘ läßt sich mit einem Baby von 6 Wochen nicht so einfach realisieren, bei einem Kleinkind mit Schlaftraning aber schon.

Hier ist man auf das Verständnis des Partners und der Kinder angewiesen. Wenn die Familie keine Zugeständnisse macht und Arbeiten neu verteilt werden, dann war die Liste zwar hilfreich für die eigene Erkenntnis, aber sinnlos für die Bekämpfung des BurnOut.

5. Der fünfte Schritt ist, dass man seine eigenen Ansprüche herunter fährt. Viel burnOut entsteht im eigenen Kopf, weil man eine so perfekte Mutter sein will und eine so perfekte Projektleiterin und unbedingt gebügelte Unterhosen im Schrank braucht. Muss das immer alles so perfekt sein? Wir haben vier Kinder und z.B. nicht die Zeit, Taxi für die Kinder zu spielen. Also wählen die Kinder Sportarten, deren Trainingsplätze in unserer fußläufigen Umgebung liegen. Den Kindern macht das nichts aus und für alle ist es entspannter.

Am besten ist natürlich, wenn man es gar nicht erst zum Burnout kommen läßt. Es gibt einen prima Test, mit dem man mit wenigen Fragen seinen Burnoutstand abfragen kann: hier geht es zum Test…

(Burnout ist allerdings keine neue Erscheinung, nur hieß es bisher anders: Mütter-Kuren des Müttergenesungswerkes haben nichts anderes zum Ziel, als das Mütter mal aus ihrem Alltag entfliehen können und sich erholen können)